Dienstag, 11. April 2023 um 16:00 Uhr Feierliche Enthüllung der Gedenktafel für Joseph Plaut am Landestheater „Stinkbomben im Landestheater – Nationalsozialistische Radauhelden im Landestheater“ So lautet die Überschrift zum Artikel in der Lippischen Landeszeitung vom 12.04.1932 über den sogenannten Theaterskandal, der sich einen Tag zuvor im Landestheater Detmold ereignete. Joseph Plaut, in Detmold geboren, war ein bekannter jüdischer Vortragskünstler. Am 11.04.1932 trat er im Landestheater auf und sang u.a. das bekannte und beliebte Spottlied auf die „Lippischen Schützen“. Die Ortsgruppe der NSDAP störte die Aufführung mit Pöbeleien und Stinkbomben, wie es in dem Artikel heißt. Joseph Plaut überlebte den NS-Terror, da er bereits 1936 emigrieren konnte. Zum Gedenken an ihn wird am Jahrestag des sogenannten Theaterskandals am 11.4.2023 um 16 Uhr eine Gedenktafel am Landestheater feierlich enthüllt werden. Alt-Bürgermeister Friedrich Brakemeier wird einen Text von Plaut lesen und die Mitarbeiterin des Stadtarchivs Gudrun Mitschke-Buchholz wird an das Leben und Wirken von Joseph Plaut erinnern. Außerdem werden Beiträge des Landestheaters durch Inszenierungen erfolgen. Landestheater, Theaterplatz 1, Detmold
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Dienstag, 7. Februar 2023
Übergabe der Unterschriftensammlung für den Erhalt der Hofsynagoge an die Regierungspräsidentin
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Herr Arnhold (GfCJZ, l.) übergibt die Unterschriftenlisten an die Regierungspräsidentin, Frau Bölling in Anwesenheit vom Detmolder Bürgermeister, Herrn Hilker (r.). ; Foto: © GfCJZ-Lippe |
Am Dienstag, den 7.2.2023 um 11.30 Uhr, übergab die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit insgesamt 1119 Unterschriften für den Erhalt der Detmolder Hofsynagoge in der Bruchmauerstraße an die Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling vor der Bezirksregierung Detmold. Bei der Übergabe waren ferner zugegen: der Detmolder Bürgermeister Frank Hilker, die jüdische Vorsitzende der Gesellschaft, Joanne Herzberg, die katholische Vorsitzende der Gesellschaft, Christine Tellbüscher-Beckfeld, der Schatzmeister der Gesellschaft, Rüdiger Schleysing, und der evangelische Vorsitzende, Dr. Oliver Arnhold.
Mit folgenden Forderungen der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zeigten sich die Unterzeichner*innen solidarisch:
„Die Hofsynagoge in der Bruchmauerstr. 37 in Detmold, deren Errichtung auf das Jahr 1633 datiert wurde, steht unter Denkmalschutz. Sie stellt ein einzigartiges Zeugnis jüdischer Geschichte in Detmold dar. Dennoch verfällt sie zusehends und ihre Existenz ist durch Abrisspläne des Eigentümers akut gefährdet. Weitere Informationen und Gedanken dazu finden sich auf der Homepage der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V. unter www.gfcjz-lippe.de.
Wir fordern den Eigentümer auf, die Hofsynagoge an die Stadt Detmold zu verkaufen. Wir befürworten, dass die Stadt Detmold rechtliche und finanzielle Möglichkeiten ausschöpft und sich dafür einsetzt, dieses besondere Denkmal als Teil der Detmolder Stadtgeschichte zu erhalten. Wir unterstützen die Idee, dass in einer restaurierten Hofsynagoge ein Museum zur jüdischen Geschichte in Detmold und ein Ort der Begegnung und des Dialogs entstehen sollte.“
Die Übergabe der Unterschriften an die Bezirksregierung ist mit der Hoffnung verbunden, dass die Behörde zeitnah weitere Schritte unternehmen wird, um den Erhalt dieses Kulturdenkmals sicherzustellen, und dass vor allem der zunehmende Verfall des historischen Gebäudes endlich aufgehalten wird. Gerade die Zunahme von antisemitischen Denkstrukturen in unserer Gesellschaft und die besondere Verantwortung gegenüber jüdischem Leben in Deutschland, die sich aus der nationalsozialistischen Vergangenheit ergibt, erfordern in dieser Angelegenheit rasches und energisches politisches Handeln.
GfCJZ. 8. 2. 2023
Über die Übergabe der Unterschriftenlisten berichtete auch die Lippische Landeszeitung am 8. 2. 2023: Detmolder Hofsynagoge: Unterstützer hoffen auf Hilfe der Bezirksregierung
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Samstag, 29. Januar 2022 Neue Stolpersteine in Detmold erinnern an Morde in der Zeit des Holocausts Thomas Krügler Der Künstler Gunter Demnig hat auf Einladung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GfCJZ) im Haus Münsterberg einen Vortrag über seinen künstlerischen Werdegang und das Projekt „Stolpersteine“ gehalten. Einen Tag später verlegte er sieben neue Stolpersteine in Detmold. Er studierte ab 1967 Kunstpädagogik und Industrial Design in Berlin und Kassel. Demnig bezeichnet sich selbst als „Spurenleger“. Die ersten Stolpersteine verlegte er Anfang der 90er Jahre inoffiziell und ohne Genehmigung vor dem Kölner Rathaus. Seitdem hat sich Demnigs Projekt mit 90.000 Stolpersteinen in 26 europäischen Ländern zur weltweit größten dezentralen Gedenkstätte entwickelt. Kunst hat für ihn immer eine politische Dimension. Während des Vietnam-Kriegs hisste er eine US-amerikanische Flagge mit Totenköpfen. Das brachte ihm drei Stunden Knast und jede Menge Aufmerksamkeit ein. Seitdem ist Kunst im öffentlichen Raum sein Metier. So experimentierte er in den 80er Jahren mit Farbspuren über Ländergrenzen hinweg. Die Idee zu den Stolpersteinen kam ihm, als er 1990 die „Spur der Erinnerungen“ legte, die den Weg markierte, auf dem Nazis in Köln einst 1000 Roma und Sinti zum Abtransport in die Vernichtungslager getrieben hatten. Die Steine erinnern vor allem an jüdische Opfer, aber auch an Sinti und Roma, Homosexuelle, politisch Verfolgte und Behinderte. Die Menschen sollen über die Verbrechen der Nazis im Alltag stolpern. Sie erinnern an Einzelschicksale und geben den Opfern des Holocaust ihre Würde zurück. Im jüdischen Talmud heißt es: „Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ Für sein Engagement wurde Demnig inzwischen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Er erhielt aber auch drei Morddrohungen. Kritiker bemängeln, dass auf den Namen ermordeter Juden mit Füßen herumgetrampelt werde und sie für Verschmutzungen und Vandalismus anfällig seien. In München dürfen daher keine Stolpersteine verlegt werden. In Greifswald wurden zum Jahrestag der Novemberpogrome 2012 Stolpersteine aus dem Pflaster gerissen, worauf sich das Spendenaufkommen der Stiftung Stolpersteine vermehrte. Der Sorge, Neonazis könnten mit Springerstiefeln auf dem Andenken der Opfer herumtrampeln, hält Demnig entgegen, dass die Steine so umso blanker strahlen. „Wer eine Inschrift auf einem Stolperstein lesen will, muss sich vor dem Opfer verbeugen und erweist ihm so die Ehre.“ Joanne Herzberg, die vor fünf Jahren aus St. Louis in Missouri nach Detmold kam, hat vor zwei Jahren das Projekt Stolpersteine in Detmold vorangetrieben. Fünf Steine erinnern seitdem in der Karlstraße an das Schicksal ihrer Vorfahren. Auch wenn sie gleich einen Tag später mit roter Farbe beschmiert wurden, lässt sie sich nicht entmutigen. Auf Initiative der GfCJZ ist die Anzahl nun auf 13 Steine angewachsen und weitere sollen folgen. Bürgermeister Frank Hilker freute sich, dass der Weg für die neuen Stolpersteine durch eine Satzungsänderung geebnet wurde, da nun das Einverständnis der Eigentümer eines Hauses, vor dem Steine verlegt werden, nicht mehr zwingend erforderlich ist. Barbara Klaus, katholische Vorsitzende der GfCJZ, lobte die kurze Zeit von acht Monaten vom Antrag bis zur Realisierung. Samstag wurden sieben neue Steine an drei Standorten in Detmold eingeweiht. Eigentlich sollten es neun Steine werden. Wegen einer Baumaßnahme kommen zwei Steine später hinzu. Musikstudentin Jessika Zehnpfenning umrahmte die Verlegung mit Klageliedern auf der Klarinette. Schüler der Geschwister-Scholl-Gesamtschule und des Grabbe-Gymnasiums, die die Pflegepatenschaft der Steine übernehmen, legten weiße Rosen nieder. Kirchliche Vertreter sprachen Gebete. An der Hermannstraße 29 gedenken nun vier Steine der jüdischen Familie Valk. Samuel Valk, Ehefrau Hedwig und die beiden Töchter Hilde und Edith wurden am 10. Dezember 1941 nach Riga deportiert und 1944 im Konzentrationslager Stutthof ermordet. Vor dem Haus Hornsche Str. 23 liegt ein Stolperstein, der Hildegard Kleesiek gewidmet ist. Die Katholikin kam 1943 im Alter von 20 Jahren als asozial Stigmatisierte ins Konzentrationslager Ravensbrück, wo sie am 7. Dezember 1944 ermordet wurde. Auf dem Schulhof des Grabbe-Gymnasiums erinnern zwei Steine an die christlich konfirmierten Schwestern Anneliese und Margarete Lükermann. Sie wohnten in der Werrestraße 12 (heute Georg-Weerth-Straße) und wurden nacheinander in die Heilanstalt Eben-Ezer Lemgo eingewiesen. 1945 starben sie im Lindenhaus Brake. Ihr Tod wurde durch rasseideologisch motivierte Unterversorgung psychisch Kranker und Behinderter verursacht. Stolpersteine sind quadratisch, aus Beton und mit einer von Hand beschrifteten glänzenden Messingplatte versehen, auf denen die Lebensdaten der Opfer stehen. Insgesamt 124 Stolpersteine finden sich in Lippe, davon 22 im Ortskern von Bad Salzuflen, 34 in Schötmar, 51 in Lemgo, 4 in Barntrup und neuerdings 13 in Detmold. Jeder Stein kostet 120€. Die Finanzierung der Steine ist durch Spenden abgesichert. Detmolder Schüler kümmern sich um die Pflege der Steine. Der Verlegung voraus geht immer eine genaue Recherche über das Leben derer, die auf den Tafeln verewigt werden. Der WDR bietet die App „Stolpersteine NRW“ an, die über die rund 15.000 Stolpersteine in Nordrhein-Westfalen informieren. |
Über die Menschen, an die mit den Stolpersteinen in Detmold erinnert wird, kann man im digitalen Gedenkbuch für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Detmold von Gudrun Mitschke-Buchholz oder in Einzelbiographien nachlesen:
Name |
Stolpersteinadresse (Link zu Stolpersteine NRW) |
HEISS, Irmgard, geb. Stellbrink | Hubertusstraße 10 |
HERZBERG, Betty Gerda | Lange Straße 71 |
HERZBERG, Johanna, geb. Frank | Lange Straße 71 |
HERZBERG, Moritz | Lange Straße 71 |
HERZBERG, Martha Marianne, geb. Examus | Lange Straße 71 |
HERZBERG, Fritz Fred | Lange Straße 71 |
VALK, Edith | Hermannstraße 29 |
VALK, Hedwig, geb. Lion | Hermannstraße 29 |
VALK, Hilde | Hermannstraße 29 |
VALK, Samuel | Hermannstraße 29 |
KLEESIEK, Hildegard | Hornsche Str. 23 |
LÜKERMANN, Anneliese | Georg-Weerth-Straße 12 Schulhof des Grabbe-Gymnasiums |
LÜKERMANN, Margarete | Georg-Weerth-Straße 12 Schulhof des Grabbe-Gymnasiums |
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13. Dezember 2021 „Abgemeldet in den Osten“ - Zum 80. Jahrestag der Deportation von jüdischen Menschen aus Detmold nach Riga am 13. Dezember 1941 von Gudrun Mitschke-Buchholz
Als Detmolder Jüdinnen und Juden spätestens am 20. November 1941 von ihrer bevorstehenden „Umsiedlung“ durch ein Rundschreiben der Reichsvereinigung der Juden, Bezirksstelle Bielefeld, in Kenntnis gesetzt wurden, glaubten viele von ihnen an einen Arbeitseinsatz im Osten. Denn in dem Deportationsbescheid fand sich eine detaillierte Auflistung des erlaubten Gepäcks von 50 kg, in dem neben Koffer, Bettzeug und Essgeschirr sowie Verpflegung für drei Tage auch die Mitnahme von Werkzeug gestattet war. Untersagt waren hingegen Wertsachen jeder Art und auch Messer und Rasierzeug, um Gegenwehr und Freitode zu verhindern. Die Reichsvereinigung hatte zwangsweise die Vorgaben für Lippe an ihr Detmolder Büro, das von Eduard Kauders und Moritz Herzberg geleitet wurde, weitergegeben. Beide Männer waren bereits in Buchenwald in Haft gewesen, und so ist davon auszugehen, dass sie mit ihren dortigen Erfahrungen nur schwer an eine reine Evakuierungsaktion glauben konnten. In panischer Hektik stellten die Betroffenen alles an Materialien zusammen, von dem sie meinten, es in einem wie immer gearteten Arbeitsalltag gebrauchen zu können. Auch die für Ende November noch angesetzten Impftermine verstärkten den Anschein einer Umsiedlung. Das Detmolder Büro der Reichsvereinigung sorgte „auf eigene Kosten“ für einen LKW, der die Jüdinnen und Juden am 10. Dezember 1941 nach Bielefeld brachte, wo sie drei Tage lang in katastrophalen Umstände im früheren Saal der Gastwirtschaft „Kyffäuser“ am Kesselbrink auf Stroh ausharren mussten. Dort wurden ihnen letzte Wertgegenstände wie Eheringe und auch die Pässe abgenommen. Die Vergabe von Nummern führte den Betroffenen das Ziel dieser Maßnahme vor Augen: „Jetzt sind wir nichts mehr… jetzt existieren wir nicht mehr,“ schilderte 1993 Edith Brandon, geb. Blau aus Minden in einem der wenigen Interviews von Riga-Überlebenden diese Situation.1 Am 13. Dezember 1941 wurden die Menschen mit Autobussen zunächst zum Bielefelder Hauptbahnhof geschafft und von dort in Personenwagen dritter Klasse nach Riga transportiert. Für die Fahrtkosten mussten sie selbst aufkommen. Die mehr als 1.000 Jüdinnen und Juden des Transportes kamen aus über einhundert Orten im Einzugsbereich der Gestapoleitstelle Münster. Aus diesem Transport sind nur 102 Überlebende bekannt. Manche überstanden den Transport, auf dem ihnen alsbald das Wasser entzogen wurden, nicht. Als der Zug am 15. Dezember 1941 in eisiger Kälte an der Rampe der Frachtgutstation Skirotava in Riga ankam, mussten die Deportierten im verschlossenen Zug noch einen Tag ausharren, bis sie mit Peitschenhieben von SS-Leuten aus dem Zug getrieben wurden. Ihr mühselig zusammengestelltes Gepäck sahen sie nicht wieder. Den langen Fußmarsch durch tiefen Schnee zum Rigaer Ghetto überlebten wiederum manche nicht: Kranke und Alte wurden erschossen. Misshandlungen waren allgegenwärtig. Im Ghetto selbst lag das, was als „letzte Habseligkeiten“ bezeichnet wird, neben vereisten Blutlachen im Schnee. Die völlig erschöpfen und schockierten Menschen wurden in den heruntergekommenen Häusern eingewiesen. Die Straßen waren nach dem jeweiligen Ausgangspunkt der Deportation benannt war, und so wurden auch die Detmolder Deportierten in der Bielefelder Straße in großer Enge untergebracht. Dort fanden sie zum Teil noch das gefrorene Essen der lettischen Juden vor, die wenige Tage zuvor ermordet worden waren: „Die sind weg – für uns… Wenn kein Platz mehr ist, werden wir so abgemetzelt“, so wiederum Edith Brandon in ihrem Bericht. Dennoch mussten sich die Menschen in dieser gegenmenschlichen Situation mit diesem Wissen einrichten: „Dann hat man überlebt … um zu überleben“ hieß Edith Brandons bittere Bilanz. Für viele Deportierte bedeutete das Ghetto in Riga das Ende. Für andere war es nur eine Station ihres Leidensweges. Als das Ghetto 1944 aufgelöst wurde, wurden die letzten Überlebenden in Konzentrations- und Vernichtungslager verschleppt. Edith Brandon wurde mit ihrer Mutter nach Stutthof geschafft. Diese erste Deportation aus Lippe jährt sich in diesem Jahr zum 80. Mal. An die mehr als dreißig Betroffenen, die mit Detmold in Verbindung standen, wird im Detmolder Gedenkbuch gedacht. Keiner von ihnen überlebte. Am 10. September 2020 fasste der Rat Stadt Detmold einstimmig den Beschluss dem Deutschen Riga-Komitee beizutreten, das im Jahr 2000 u.a. vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gegründet wurde. Diesem erinnerungskulturellen Städtebund gehören 64 Städte aus ganz Deutschland an. 1 Das vollständige Interview, das Joachim Meynert mit Edith Brandon führte, wird im LAV NRW Abt. OWL verwahrt. Einen Ausschnitt sowohl als Hörfassung als auch in Textform findet sich in „Die letzten Augenzeugen zu hören…“ von Joachim Meynert und Gudrun Mitschke. Bielefeld 1998. Edith Brandons hinterlassene Dokumente sind im United States Holocaust Memorial Museum auch digital einsehbar. |
Diesen Beitrag und anderes Interessantes finden Sie auch auf der Homepage des Stadtarchivs Detmold
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Sonntag, 7. November, bis Samstag, 13. November 2021 Begegnungswoche mit der (Ur-)Enkel-Generation Felix Fechenbachs
Der jüdische Journalist, Sozialist und Schriftsteller Felix Fechenbach lebte seit 1928 in Detmold und arbeitete als Redakteur für die sozialdemokratische Zeitung „Volksblatt“. Mit seinen Glossen unter dem Pseudonym „Nazi-Jüsken“ legte er die Absichten und auch Skandale der NSDAP immer wieder offen und wurde im März 1933 von den Nazis in sogenannte „Schutzhaft“ genommen. Bei seiner Überstellung in das KZ Dachau wurde er im Kleinenberger Wald ermordet. Seine Frau Irma und seine drei Kinder Kurt, Lotti und Hanni konnten rechtzeitig fliehen und überlebten den Holocaust in der Schweiz. Die aktuelle Einladung folgt einer langen Tradition der Gesellschaft, die bereits seit den 1990er Jahren Begegnungswochen zunächst mit Detmolder Überlebenden des Holocaust und in den letzten Jahren verstärkt mit der zweiten und dritten Generation von Detmolder Jüdinnen und Juden organisiert. Die Gäste können so die Stadt ihrer Vorfahren und die historischen Orte ihrer Familiengeschichte erkunden, die sie bisher nur aus Erzählungen oder alten Fotos kennen. Gleichzeitig wird der Verbundenheit Detmolds mit den Nachkommen Ausdruck verliehen und der christlich-jüdische Dialog in die Gegenwart getragen.
Während des einwöchigen Besuchs wurde vor allem der Frage nachgegangen, welche Erinnerungen an das Leben in Detmold an die nächsten Generationen tradiert wurden und welche Relevanz die Herkunft der Eltern und Großeltern für die Kinder und Enkelkinder hatten und haben. Was wissen die Nachfahren von den Erlebnissen ihrer Familien während des Holocaust, was wurde weitererzählt und was nicht? Abgerundet wurde das Besuchsprogramm mit kulturellen und touristischen Besuchen in Detmold und Umgebung. „Wir sind sehr beeindruckt, wie in Detmold und Lippe die Erinnerungskultur an unseren Großvater Felix Fechenbach gelebt wird und freuen uns besonders über die Begegnungen mit Menschen, die sich inhaltlich und persönlich so intensiv engagieren,“ lautet das Fazit der Gäste am Ende der Besuchswoche. „Wir bedanken uns für die großzügige Gastfreundschaft und die herzliche Aufnahme!“ (PSH) Weitere Informationen zu Felix Fechenbach und seiner Familie finden sich hier: Gedenkbuches für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Detmold Hinweis: Im Büro der Gesellschaft kann ein digitalisierter Videomitschnitt (ca. 30 Min) einer Dokumentation über Felix Fechenbach der WDR Lokalredaktion Bielefeld aus dem Jahre 1991 nach Terminabsprache eingesehen werden. |
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Mittwoch, 10. November 2021 Einweihung einer Gedenktafel an Felix-Fechenbach und seine Familie in Detmold
Der jüdische Journalist und Sozialist Felix Fechenbach lebte mit seiner Frau Irma und seinen drei Kindern von 1931-1933 in der Detmolder Oesterhausstraße. In Anwesenheit seiner Enkel Kathie und Balz Wiederkehr wurde jetzt eine Gedenktafel auf Initiative der heutigen Eigentümer an dem ehemaligen Wohnhaus der Familie eingeweiht. ![]()
(PSH)
Unterstützt wurde das Projekt von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V., der Felix-Fechenbach-Stiftung und der Stadt Detmold. Weitere Informationen zu Felix Fechenbach und seiner Familie finden sich hier: Gedenkbuches für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Detmold Hinweis: Im Büro der Gesellschaft kann ein digitalisierter Videomitschnitt (ca. 30 Min) einer Dokumentation über Felix Fechenbach der WDR Lokalredaktion Bielefeld aus dem Jahre 1991 nach Terminabsprache eingesehen werden. |
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Sonntag, 19. September 2021 Neue Doppelspitzen im Vorstand Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V. stellt sich neu auf Die Wahl von neuen Doppelspitzen für den Vorstand stand im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V.: „Wir wollen unsere Arbeit auf mehrere Schultern verteilen und gleichzeitig den Vorstand verjüngen“, so Geschäftsführerin Micheline Prüter-Müller zur Motivation, in Zukunft auf noch mehr Teamarbeit zu setzen. Nachdem zunächst die Satzung einstimmig geändert wurde, war der Weg frei für die Wahl der neuen Vorstandsvorsitzenden und Geschäftsführerin. So wird in Zukunft Kristina Panchyrz in der Geschäftsführung Micheline Prüter-Müller unterstützen. Petra Hölscher übernimmt Verantwortung und Aufgaben gemeinsam mit der jüdischen Vorsitzenden Joanne Herzberg, Dr. Oliver Arnhold steht ab sofort der evangelischen Vorsitzenden Bettina Hanke-Postma zur Seite und Christine Tellbüscher-Beckfeld engagiert sich als Doppelspitze mit der katholischen Vorsitzenden Barbara Klaus. Den Vorstand komplettieren Schatzmeister Rüdiger Schleysing, Petra Schröder-Heidrich zuständig für die Pressearbeit und Günter Stukenbrok als Kassenprüfer. Die Freude war groß, sich nach der Corona-bedingten Zwangspause endlich mal wieder mit den Mitgliedern in Präsenz treffen zu können, um einen Rückblick auf die Jahre 2019 und 2020 zu werfen und gleichzeitig den Blick nach vorne zu wenden auf bereits terminierte Veranstaltungen und Projekte im kommenden Herbst und im Jahr 2022. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf der geplanten Besuchswoche im kommenden November. Die Begegnungen mit Menschen aus Lippe zu fördern, die heute in Israel und anderen Ländern leben, zählen zu den besonderen Anliegen der 1988 gegründeten Gesellschaft. Und so werden Anfang November-wenn es die Pandemie zulässt-Schweizer Nachfahren von Felix Fechenbach Detmold besuchen. „Wir freuen uns auf den Austausch mit der „Enkelgeneration“, so Kristina Panchyrz, die gemeinsam mit Dr. Oliver Arnhold die Besuchswoche vorbereitet. Mehr Informationen zur Arbeit und zu Veranstaltungen der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V. finden Sie unter dem Menuepunkt: Termine (PSH)
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Freitag, 11. Juni 2021 Gedenken an den Stolpersteinen für die Familie Herzberg in Detmold Fred Herzberg zum 100. Geburtstag Fred Herzberg, am 11. Juni 1921 als Fritz in Detmold geboren, lebte mit Eltern und seiner Schwester Gerda in der Langen Straße 21 und damit in der Nähe zum Schloss, Konzerten im Park und zum Theater. Heute liegen dort Stolpersteine zum Erinnern und Gedenken für Fred und seine Familie. Seine Eltern, seine Schwester und seine Großmutter überlebten den Holocaust nicht, sie hatten keine Chance dem Völkermord zu entkommen. Fritz verließ im Februar 1939 Deutschland, beschwert mit der uneinlösbaren Aufgabe, nicht nur sich selbst, sondern auch seine Familie zu retten. Am Ende dieser Reise war aus Fritz Fred geworden, und dieser Weg führte ihn nie wieder nach Deutschland und Detmold zurück. Zu seinem 100. Geburtstag gedachten der Vorstand und Mitglieder der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V. am Platz der im letzten Jahr verlegten Stolpersteine an das Schicksal von Fred Herzberg. Gudrun Mitschke-Buchholz, Detmolder Historikerin und Mitarbeiterin des Stadtarchivs, berichtete in ihrer Rede mit nachdrücklichen Worten vom Lebensweg Freds, der nach seiner Auswanderung im Jahr 1947 in die USA ein neues Leben aufnahm, eine Familie gründete, Vater zweier Kinder wurde und in St. Louis ein anderes, eher europäisch geprägtes Leben führte. Seine Vergangenheit spielte dort keine offen ausgesprochene Rolle, sondern war für ihn selbst und seine Familie zu einem sehr wirkmächtigen Tabu geworden. „Das Trauma kennt keine Zeit. Und so begleitete Fred der Verlust seiner Familie sein Leben lang“, so Gudrun Mitschke-Buchholz, die 2013 in einem Buch mit dem Titel „Lebenslängliche Reise. Briefe der jüdischen Familie Herzberg 1939-1946“ die Geschichte der Familie erstmals der Öffentlichkeit vorstellte. „100 Jahre. Das ist unvorstellbar. Die Erinnerung an Fred und seine Familie ist ein Teil von uns und von Detmold geworden. Auf der Gedenktafel, im Herzberg-Buch, im Detmolder Gedenkbuch und nun hier durch die Stolpersteine.“ Mit diesen Worten schloss Gudrun Mitschke-Buchholz die kleine Feierstunde ab. Mehr Informationen zur Familie Herzberg und den Detmolder Opfern des Holocaust stehen unter www.stadtarchiv.detmold.de und www.gedenkbuch-detmold.de.
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Samstag, 8. Mai 2021 1700 jüdisches Leben in Deutschland
Mit einem Open-Air-Kunstprojekt setzten jetzt die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Lippe e.V. und die Geschwister-Scholl-Gesamtschule einen beeindruckenden Akzent im Gedenkjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Auf diesem Hintergrund wurde bereits im Jahr 2018 gemeinsam mit Schüler*innen (Kunstkurs Jahrgangsstufe 11 unter Leitung von Lehrerin Dorle Timmerhues-Gottschalk) der Geschwister-Scholl-Gesamtschule und der evangelischen Vorsitzenden der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V. Bettina Hanke-Postma, eine Projektidee entwickelt, mit einer Kunstaktion auf das lange jüdische Leben in Detmold und Lippe aufmerksam zu machen. Das Ergebnis sind acht Stoffbahnen mit deutschen und hebräischen Texten aus den heiligen Schriften der Preisungen bzw. der Psalmen, die zwischen den Säulen an der Gedenkstätte am Platz der Alten Synagoge an der Exterstrasse vorübergehend installiert wurden. Mit Bedacht war für die Performance der 8. Mai gewählt worden, der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus und dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Detmolds stellvertretende Bürgermeisterin Christ-Dore Richter betonte so auch in ihrem Grußwort, wie wichtig für Jugendliche die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte ist, damit sie ihre Zukunft gestalten können. In Anwesenheit von Schulleiter Christoph Trappe und einiger beteiligter Schüler*innen des Kunstkurses der Geschwister-Scholl-Gesamtschule erläuterte Bettina Hanke-Postma den Weg von der Idee zur Umsetzung: Die Auseinandersetzung mit den Psalmtexten und deren bildliche Umsetzung, aber auch das Annähern an den Ort der Gedenkstätte mit einer persönlichen Begehung. Ihr besonderer Dank galt der Stadt Detmold, deren städtischer Bauhof ganz unkompliziert die Installation der Fahnen realisierte. Da die augenblicklichen Corona-bedingten Umstände eine längere Ausstellung an der Gedenkstätte nicht ermöglichten, sollen die Fahnen als Wanderausstellung interessierten Schulen und Organisationen zur Verfügung gestellt werden. Ansprechpartnerin ist Bettina Hanke-Postma unter der Mailadresse GfCJZ-Lippe@t-online.de Die Videodokumentation dieses Events wurde inzwischen fertig gestellt: Hinweis: Die Projektpräsentation war als Versammlung mit maximal 30 Teilnehmenden bei der Polizei Lippe angemeldet worden. Die Corona-Abstandsregeln und die Maskenpflicht wurden eingehalten. |
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