Freitag, 17. Mai 2024

Zehn neue Stolpersteine erinnern an Menschen aus unserer Stadt

Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit initiiert gemeinsam mit der Stadt Detmold das Gedenken an Opfer der NS-Zeit

Detmold. 18 Stolpersteine und eine Stolperschwelle hatte Detmold bereits. Heute sind noch einmal zehn Stolpersteine hinzugekommen. Gemeinsam mit Vertretenden der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe und Schülerinnern und Schülern der Realschule I hat Bürgermeister Frank Hilker die neuen Gedenksteine enthüllt, die an der Lortzingstraße, an der Bruchstraße und an der Paulinenstraße das Gedenken an zehn Menschen bewahren, die einmal in dieser Stadt zu Hause waren und brutal durch das Nazi-Regime deportiert und in den meisten Fällen in Konzentrationslagern ermordet wurden.

In seiner Ansprache wies Bürgermeister Frank Hilker auf die erschreckende Aktualität hin, die das Gedenken an die Opfer der NS-Zeit hat: „Viele von uns haben sich nicht vorstellen können, dass wir im Jahr 2024 in Deutschland für die Demokratie auf die Straße gehen und uns gegen Hass und Hetzte extrem rechter Gesinnung zur Wehr setzen müssen. Umso wichtiger ist es, dass wir immer wieder daran erinnern, was geschehen ist, und dass wir dafür sorgen, dieses Wissen auf vielfältige Weise auch in die nachfolgenden Generationen zu transportieren“, betonte Hilker.

Die Stolpersteine an der Lortzingstraße, dem Ort der 1938 in der Pogromnacht zerstörten Synagoge, erinnern an Louis, Friederike, Max und Alma Flatow.  Ein Stolperstein wurde im Gedenken an Otto Baer an der Bruchstraße enthüllt. Weitere fünf Stolpersteine erinnern auf dem Vorplatz der Sparkassen-Hauptstelle an Leonie und Dr. Albert Hirschfeld sowie an Margarete, Julius und Emma Linz. Alle Informationen, die es über die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Detmold gibt, hat die Detmolder Historikerin Gudrun Mitschke-Buchholz in einem Gedenkbuch zusammengetragen, das online unter https://www.gedenkbuch-detmold.de/ zu finden ist.

Schülerinnen und Schüler der AG „Gegen das Vergessen“ der Realschule I unter der Leitung von Timo Schlegel haben die Patenschaft für die Stolpersteine übernommen. An den drei Verlegorten erzählten sie aus den Lebensgeschichten der Menschen und sorgten für die musikalische Untermalung. In Zukunft kümmern sie sich um die Pflege der kleinen Kunstwerke aus Messing und Beton.

Der aus Berlin stammende Künstler Gunter Demnig hatte vor etwa 30 Jahren die Idee, überall im Land Stolpersteine zu verlegen. Ihm geht es um das individuelle Gedenken. Die Nationalsozialisten wollten die Menschen vernichten und selbst die Erinnerung an sie auslöschen. Gunter Demnig kehrt diesen Prozess um und holt die Namen zurück in unsere Städte – dorthin, wo die Menschen einst ihren Lebensmittelpunkt hatten.

Insgesamt gibt es überall in Deutschland inzwischen mehr als 100.000 Stolpersteine. Für die Verlegung ist der Künstler diesmal nicht selbst nach Detmold gekommen, sondern hat diese Aufgabe an die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe übertragen, die wiederum in Kooperation mit der Stadt Detmold für die Umsetzung und den Einbau der Stolpersteine gesorgt hat.

 

Stolpersteine 1[19829] 120 dpi
Schülerinnen und Schüler der Realschule I haben die Patenschaft für zehn neue Stolpersteine übernommen und zur Enthüllung aus dem Leben der Menschen berichtet, die sich hinter den Namen verbergen.
Foto: Stadt Detmold  
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Dort, wo in der Pogromnacht 1938 die Synagoge an der Lortzingstaße vollständig durch ein Feuer zerstört wurde, liegen seit heute vier Stolpersteine für Louis, Friederike, Max und Alma Flatow.
Foto: Stadt Detmold 

Pressemitteilung der Stadt Detmold, 17. 5. 2024

 

IMG 0278 Baer 120dpi 
Bruchstraße 26
Foto: GfCJZ
IMG 0276 Hirschfeld u Linz 120dpi 
Paulinenstraße 10 heute 34
Foto GfCJZ

 

Über die Menschen, an die mit den Stolpersteinen in Detmold erinnert wird, kann man im digitalen Gedenkbuch für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Detmold von Gudrun Mitschke-Buchholz oder in Einzelbiographien nachlesen:

 

 Name

Stolpersteinadresse
(Link zu Stolpersteine NRW)
HEISS, Irmgard, geb. Stellbrink Hubertusstraße 10
HERZBERG, Betty Gerda Lange Straße 71
HERZBERG, Johanna, geb. Frank Lange Straße 71
HERZBERG, Moritz Lange Straße 71
HERZBERG, Martha Marianne, geb. Examus Lange Straße 71
HERZBERG, Fritz Fred Lange Straße 71
VALK, Edith Hermannstraße 29
VALK, Hedwig, geb. Lion Hermannstraße 29
VALK, Hilde Hermannstraße 29
VALK, Samuel Hermannstraße 29
KLEESIEK, Hildegard Hornsche Str. 23
LÜKERMANN, Anneliese Georg-Weerth-Straße 12
Schulhof des Grabbe-Gymnasiums
LÜKERMANN, Margarete Georg-Weerth-Straße 12
Schulhof des Grabbe-Gymnasiums
BUCHHOLZ, Bernhard Sachsenstraße 25
BUCHHOLZ, Irmgard (Irma), geb. Hellwitz Sachsenstraße 25
BUCHHOLZ, Ilse, verh. Devora Backschitzky Sachsenstraße 25
BUCHHOLZ, Gerhart, Gad Eschel Sachsenstraße 25
PARADIES, Pauline (Paula) Krumme Straße 20
Jüdische Schule (1939 - 1942) Gartenstraße 6
FLATOW, Louis Lortzingstraße 3
FLATOW, Friederike (Frieda), geb. van Geldern Lortzingstraße 3
FLATOW, Max Lortzingstraße 3
FLATOW, Alma, geb. Loewendorf Lortzingstraße 3
BAER, Otto Hermann Johannes Bruchstraße 26
HIRSCHFELD, Albert Dr. jur. Paulinenstraße 10 (heute: 34)
vor der Sparkasse
HIRSCHFELD, Leonie, geb. Ems Paulinenstraße 10 (heute: 34)
vor der Sparkasse
LINZ, Margarete Paulinenstraße 10 (heute: 34)
vor der Sparkasse
LINZ, Julius   (s. LINZ, Margarete) Paulinenstraße 10 (heute: 34)
vor der Sparkasse
LINZ, Emma   (s. LINZ, Margarete) Paulinenstraße 10 (heute: 34)
vor der Sparkasse
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