Montag, 23. Januar 2023

Eine Stolperschwelle und fünf Stolpersteine halten die Erinnerung wach

Am 23. Januar 2023 verlegte der Künstler Gunter Demnig unter großer Beteiligung von Schülerinnen und Schülern, Nachbarn und weiteren Interessierten Stolperscheine und erstmals eine Stolperschwelle in Detmold. Auf Antrag der Gesellschaft für Christlich Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e. V. hatte der Stadtrat im September die erforderliche Genehmigung erteilt. Bürgermeister Hilker, der die Verlegung begleitete, betonte in seinem Grußwort, für wie wichtig er die Erinnerungsarbeit anhand der Stolpersteine für die Stadt und insbesondere die junge Generation erachtet.

Vier Steine erinnern an die Familie Buchholz in der Sachsenstr. 25. Die Eltern Bernhard und Irmgard wurden nach Riga deportiert und überlebten nicht, während den Kindern Ilse und Gerhard die Flucht nach Palästina gelang. Sie besuchten später Detmold und nahmen Kontakt zu den ehemaligen Nachbarn in der Sachsenstr. auf, den sie über Jahre aufrecht erhielten. Bei der Verlegung der Steine waren deshalb auch die Beteiligung und Anteilnahme aus der Nachbarschaft besonders groß.

Ein weiterer Stein erinnert vor dem Gebäude der Volkshochschule in der Krummen Str. 20 an Paula Paradies, die in den 1920-er bis 30-er Jahren in Detmold einen über die Stadt hinaus bekannten Hutsalon betrieb und ins Ghetto Warschau deportiert wurde, wo sie nicht überlebte.

Zum ersten Mal erhielt Detmold in der Gartenstr. 6 eine Stolperschwelle. Dieses ca. 10 cm mal 80 cm große Objekt aus Bronze bringt in Erinnerung, dass das Gebäude von 1939 bis 1942 eine jüdische Schule beherbergte, da jüdischen Schüler*innen der Besuch der öffentlichen Schulen verboten worden war. 1942 lebten im gleichen Gebäude jüdische Senior*innen in einem Altersheim. Von den insgesamt 4 Lehrkräften, 22 Schüler*innen und 17 Senior*innen kamen 33 nach ihrer Deportation um.

Die fünf Stolpersteine werden künftig von Schüler*innen der Heinrich-Drake-Realschule gepflegt, die bei der Verlegung zahlreich erschienen waren und durch eigene Beiträge der Veranstaltung einen würdigen Rahmen gaben. Die Betreuung der Stolperschwelle hat das Grabbe Gymnasium übernommen. Dessen Förderverein sowie der Förderverein der Karla-Raveh-Schule aus Lemgo beteiligen sich auch an der Finanzierung der Stolperschwelle. Die Schüler*innen des Grabbe Gymnasiums berührten mit ihren Texten und Liedern aus dem Musikdrama „Die Kinder der toten Stadt“ die Anwesenden in der Gartenstraße.

 Familie Buchholz  Paula Paradies Jüdische Schule Gartenstrasse 6 

Den vielen, die zum Gelingen dieser Aktion beigetragen haben, sei hier noch einmal herzlich gedankt.

Christine Tellbüscher-Beckfeld

Pressemitteilung der GfCJZ, 23. 1. 2023

 

 Name

Stolpersteinadresse
(Link zu Stolpersteine NRW)
HEISS, Irmgard, geb. Stellbrink Hubertusstraße 10
HERZBERG, Betty Gerda Lange Straße 71
HERZBERG, Johanna, geb. Frank Lange Straße 71
HERZBERG, Moritz Lange Straße 71
HERZBERG, Martha Marianne, geb. Examus Lange Straße 71
HERZBERG, Fritz Fred Lange Straße 71
VALK, Edith Hermannstraße 29
VALK, Hedwig, geb. Lion Hermannstraße 29
VALK, Hilde Hermannstraße 29
VALK, Samuel Hermannstraße 29
KLEESIEK, Hildegard Hornsche Str. 23
LÜKERMANN, Anneliese Georg-Weerth-Straße 12
Schulhof des Grabbe-Gymnasiums
LÜKERMANN, Margarete Georg-Weerth-Straße 12
Schulhof des Grabbe-Gymnasiums
BUCHHOLZ, Bernhard Sachsenstraße 25
BUCHHOLZ, Irmgard (Irma), geb. Hellwitz Sachsenstraße 25
BUCHHOLZ, Ilse, verh. Devora Backschitzky Sachsenstraße 25
BUCHHOLZ, Gerhart, Gad Eschel Sachsenstraße 25
PARADIES, Pauline (Paula) Krumme Straße 20
Jüdische Schule Gartenstraße 6
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