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© Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e. V.                                          

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Sonntag, 14. Dezember 2025

Januar 2022

Samstag, 29. Januar 2022

Neue Stolpersteine in Detmold erinnern an Morde in der Zeit des Holocausts

Thomas Krügler

Der Künstler Gunter Demnig hat auf Einladung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GfCJZ) im Haus Münsterberg einen Vortrag über seinen künstlerischen Werdegang und das Projekt „Stolpersteine“ gehalten. Einen Tag später verlegte er sieben neue Stolpersteine in Detmold.

Er studierte ab 1967 Kunstpädagogik und Industrial Design in Berlin und Kassel. Demnig bezeichnet sich selbst als „Spurenleger“. Die ersten Stolpersteine verlegte er Anfang der 90er Jahre inoffiziell und ohne Genehmigung vor dem Kölner Rathaus. Seitdem hat sich Demnigs Projekt mit 90.000 Stolpersteinen in 26 europäischen Ländern zur weltweit größten dezentralen Gedenkstätte entwickelt.

Kunst hat für ihn immer eine politische Dimension. Während des Vietnam-Kriegs hisste er eine US-amerikanische Flagge mit Totenköpfen. Das brachte ihm drei Stunden Knast und jede Menge Aufmerksamkeit ein. Seitdem ist Kunst im öffentlichen Raum sein Metier. So experimentierte er in den 80er Jahren mit Farbspuren über Ländergrenzen hinweg.

Die Idee zu den Stolpersteinen kam ihm, als er 1990 die „Spur der Erinnerungen“ legte, die den Weg markierte, auf dem Nazis in Köln einst 1000 Roma und Sinti zum Abtransport in die Vernichtungslager getrieben hatten. Die Steine erinnern vor allem an jüdische Opfer, aber auch an Sinti und Roma, Homosexuelle, politisch Verfolgte und Behinderte. Die Menschen sollen über die Verbrechen der Nazis im Alltag stolpern. Sie erinnern an Einzelschicksale und geben den Opfern des Holocaust ihre Würde zurück. Im jüdischen Talmud heißt es: „Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ Für sein Engagement wurde Demnig inzwischen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Er erhielt aber auch drei Morddrohungen.

Kritiker bemängeln, dass auf den Namen ermordeter Juden mit Füßen herumgetrampelt werde und sie für Verschmutzungen und Vandalismus anfällig seien. In München dürfen daher keine Stolpersteine verlegt werden. In Greifswald wurden zum Jahrestag der Novemberpogrome 2012 Stolpersteine aus dem Pflaster gerissen, worauf sich das Spendenaufkommen der Stiftung Stolpersteine vermehrte. Der Sorge, Neonazis könnten mit Springerstiefeln auf dem Andenken der Opfer herumtrampeln, hält Demnig entgegen, dass die Steine so umso blanker strahlen. „Wer eine Inschrift auf einem Stolperstein lesen will, muss sich vor dem Opfer verbeugen und erweist ihm so die Ehre.“

Joanne Herzberg, die vor fünf Jahren aus St. Louis in Missouri nach Detmold kam, hat vor zwei Jahren das Projekt Stolpersteine in Detmold vorangetrieben. Fünf Steine erinnern seitdem in der Karlstraße an das Schicksal ihrer Vorfahren. Auch wenn sie gleich einen Tag später mit roter Farbe beschmiert wurden, lässt sie sich nicht entmutigen. Auf Initiative der GfCJZ ist die Anzahl nun auf 13 Steine angewachsen und weitere sollen folgen.

Bürgermeister Frank Hilker freute sich, dass der Weg für die neuen Stolpersteine durch eine Satzungsänderung geebnet wurde, da nun das Einverständnis der Eigentümer eines Hauses, vor dem Steine verlegt werden, nicht mehr zwingend erforderlich ist. Barbara Klaus, katholische Vorsitzende der GfCJZ, lobte die kurze Zeit von acht Monaten vom Antrag bis zur Realisierung. Samstag wurden sieben neue Steine an drei Standorten in Detmold eingeweiht. Eigentlich sollten es neun Steine werden. Wegen einer Baumaßnahme kommen zwei Steine später hinzu. Musikstudentin Jessika Zehnpfenning umrahmte die Verlegung mit Klageliedern auf der Klarinette. Schüler der Geschwister-Scholl-Gesamtschule und des Grabbe-Gymnasiums, die die Pflegepatenschaft der Steine übernehmen, legten weiße Rosen nieder. Kirchliche Vertreter sprachen Gebete.

An der Hermannstraße 29 gedenken nun vier Steine der jüdischen Familie Valk. Samuel Valk, Ehefrau Hedwig und die beiden Töchter Hilde und Edith wurden am 10. Dezember 1941 nach Riga deportiert und 1944 im Konzentrationslager Stutthof ermordet.

Vor dem Haus Hornsche Str. 23 liegt ein Stolperstein, der Hildegard Kleesiek gewidmet ist. Die Katholikin kam 1943 im Alter von 20 Jahren als asozial Stigmatisierte ins Konzentrationslager Ravensbrück, wo sie am 7. Dezember 1944 ermordet wurde.

Auf dem Schulhof des Grabbe-Gymnasiums erinnern zwei Steine an die christlich konfirmierten Schwestern Anneliese und Margarete Lükermann. Sie wohnten in der Werrestraße 12 (heute Georg-Weerth-Straße) und wurden nacheinander in die Heilanstalt Eben-Ezer Lemgo eingewiesen. 1945 starben sie im Lindenhaus Brake. Ihr Tod wurde durch rasseideologisch motivierte Unterversorgung psychisch Kranker und Behinderter verursacht.
Für das jüdische Ehepaar Kauders werden nach Umbauten noch zwei Steine in der Langen Straße verlegt. Sie wurden in Auschwitz ermordet - der 8. Mai 1945 wurde später amtlich als Todestag festgelegt.

Stolpersteine sind quadratisch, aus Beton und mit einer von Hand beschrifteten glänzenden Messingplatte versehen, auf denen die Lebensdaten der Opfer stehen. Insgesamt 124 Stolpersteine finden sich in Lippe, davon 22 im Ortskern von Bad Salzuflen, 34 in Schötmar, 51 in Lemgo, 4 in Barntrup und neuerdings 13 in Detmold. Jeder Stein kostet 120€. Die Finanzierung der Steine ist durch Spenden abgesichert. Detmolder Schüler kümmern sich um die Pflege der Steine. Der Verlegung voraus geht immer eine genaue Recherche über das Leben derer, die auf den Tafeln verewigt werden. Der WDR bietet die App „Stolpersteine NRW“ an, die über die rund 15.000 Stolpersteine in Nordrhein-Westfalen informieren.

 

Über die Menschen, an die mit den Stolpersteinen in Detmold erinnert wird, kann man im digitalen Gedenkbuch für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Detmold von Gudrun Mitschke-Buchholz oder in Einzelbiographien nachlesen:

 

 Name

Stolpersteinadresse
(Link zu Stolpersteine NRW)
HEISS, Irmgard, geb. Stellbrink Hubertusstraße 10
HERZBERG, Betty Gerda Lange Straße 71
HERZBERG, Johanna, geb. Frank Lange Straße 71
HERZBERG, Moritz Lange Straße 71
HERZBERG, Martha Marianne, geb. Examus Lange Straße 71
HERZBERG, Fritz Fred Lange Straße 71
VALK, Edith Hermannstraße 29
VALK, Hedwig, geb. Lion Hermannstraße 29
VALK, Hilde Hermannstraße 29
VALK, Samuel Hermannstraße 29
KLEESIEK, Hildegard Hornsche Str. 23
LÜKERMANN, Anneliese Georg-Weerth-Straße 12
Schulhof des Grabbe-Gymnasiums
LÜKERMANN, Margarete Georg-Weerth-Straße 12
Schulhof des Grabbe-Gymnasiums
Details
Erstellt: 29. März 2021

Dezember 2021

13. Dezember 2021

„Abgemeldet in den Osten“ - Zum 80. Jahrestag der Deportation von jüdischen Menschen aus Detmold nach Riga am 13. Dezember 1941

von Gudrun Mitschke-Buchholz

Vom Bielefelder Hauptbahnhof wurden die Menschen am 13. Dezember 1941nach Riga deportiert. (Foto: Stadtarchiv Bielefeld)Vom Bielefelder Hauptbahnhof wurden die Menschen am 13. Dezember 1941 nach Riga deportiert. (Foto: Stadtarchiv Bielefeld)

Als Detmolder Jüdinnen und Juden spätestens am 20. November 1941 von ihrer bevorstehenden „Umsiedlung“ durch ein Rundschreiben der Reichsvereinigung der Juden, Bezirksstelle Bielefeld, in Kenntnis gesetzt wurden, glaubten viele von ihnen an einen Arbeitseinsatz im Osten. Denn in dem Deportationsbescheid fand sich eine detaillierte Auflistung des erlaubten Gepäcks von 50 kg, in dem neben Koffer, Bettzeug und Essgeschirr sowie Verpflegung für drei Tage auch die Mitnahme von Werkzeug gestattet war. Untersagt waren hingegen Wertsachen jeder Art und auch Messer und Rasierzeug, um Gegenwehr und Freitode zu verhindern.

Die Reichsvereinigung hatte zwangsweise die Vorgaben für Lippe an ihr Detmolder Büro, das von Eduard Kauders und Moritz Herzberg geleitet wurde, weitergegeben. Beide Männer waren bereits in Buchenwald in Haft gewesen, und so ist davon auszugehen, dass sie mit ihren dortigen Erfahrungen nur schwer an eine reine Evakuierungsaktion glauben konnten. In panischer Hektik stellten die Betroffenen alles an Materialien zusammen, von dem sie meinten, es in einem wie immer gearteten Arbeitsalltag gebrauchen zu können. Auch die für Ende November noch angesetzten Impftermine verstärkten den Anschein einer Umsiedlung.

Das Detmolder Büro der Reichsvereinigung sorgte „auf eigene Kosten“ für einen LKW, der die Jüdinnen und Juden am 10. Dezember 1941 nach Bielefeld brachte, wo sie drei Tage lang in katastrophalen Umstände im früheren Saal der Gastwirtschaft „Kyffäuser“ am Kesselbrink auf Stroh ausharren mussten. Dort wurden ihnen letzte Wertgegenstände wie Eheringe und auch die Pässe abgenommen. Die Vergabe von Nummern führte den Betroffenen das Ziel dieser Maßnahme vor Augen: „Jetzt sind wir nichts mehr… jetzt existieren wir nicht mehr,“ schilderte 1993 Edith Brandon, geb. Blau aus Minden in einem der wenigen Interviews von Riga-Überlebenden diese Situation.1

Am 13. Dezember 1941 wurden die Menschen mit Autobussen zunächst zum Bielefelder Hauptbahnhof geschafft und von dort in Personenwagen dritter Klasse nach Riga transportiert. Für die Fahrtkosten mussten sie selbst aufkommen. Die mehr als 1.000 Jüdinnen und Juden des Transportes kamen aus über einhundert Orten im Einzugsbereich der Gestapoleitstelle Münster. Aus diesem Transport sind nur 102 Überlebende bekannt. Manche überstanden den Transport, auf dem ihnen alsbald das Wasser entzogen wurden, nicht.

Als der Zug am 15. Dezember 1941 in eisiger Kälte an der Rampe der Frachtgutstation Skirotava in Riga ankam, mussten die Deportierten im verschlossenen Zug noch einen Tag ausharren, bis sie mit Peitschenhieben von SS-Leuten aus dem Zug getrieben wurden. Ihr mühselig zusammengestelltes Gepäck sahen sie nicht wieder. Den langen Fußmarsch durch tiefen Schnee zum Rigaer Ghetto überlebten wiederum manche nicht: Kranke und Alte wurden erschossen. Misshandlungen waren allgegenwärtig. Im Ghetto selbst lag das, was als „letzte Habseligkeiten“ bezeichnet wird, neben vereisten Blutlachen im Schnee. Die völlig erschöpfen und schockierten Menschen wurden in den heruntergekommenen Häusern eingewiesen. Die Straßen waren nach dem jeweiligen Ausgangspunkt der Deportation benannt war, und so wurden auch die Detmolder Deportierten in der Bielefelder Straße in großer Enge untergebracht. Dort fanden sie zum Teil noch das gefrorene Essen der lettischen Juden vor, die wenige Tage zuvor ermordet worden waren: „Die sind weg – für uns… Wenn kein Platz mehr ist, werden wir so abgemetzelt“, so wiederum Edith Brandon in ihrem Bericht. Dennoch mussten sich die Menschen in dieser gegenmenschlichen Situation mit diesem Wissen einrichten: „Dann hat man überlebt … um zu überleben“ hieß Edith Brandons bittere Bilanz.

Für viele Deportierte bedeutete das Ghetto in Riga das Ende. Für andere war es nur eine Station ihres Leidensweges. Als das Ghetto 1944 aufgelöst wurde, wurden die letzten Überlebenden in Konzentrations- und Vernichtungslager verschleppt. Edith Brandon wurde mit ihrer Mutter nach Stutthof geschafft.

Diese erste Deportation aus Lippe jährt sich in diesem Jahr zum 80. Mal. An die mehr als dreißig Betroffenen, die mit Detmold in Verbindung standen, wird im  Detmolder Gedenkbuch gedacht. Keiner von ihnen überlebte.

Am 10. September 2020 fasste der Rat Stadt Detmold einstimmig den Beschluss dem Deutschen Riga-Komitee beizutreten, das im Jahr 2000 u.a. vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gegründet wurde. Diesem erinnerungskulturellen Städtebund gehören 64 Städte aus ganz Deutschland an.

1 Das vollständige Interview, das Joachim Meynert mit Edith Brandon führte, wird im LAV NRW Abt. OWL verwahrt. Einen Ausschnitt sowohl als Hörfassung als auch in Textform findet sich in „Die letzten Augenzeugen zu hören…“ von Joachim Meynert und Gudrun Mitschke. Bielefeld 1998. Edith Brandons hinterlassene Dokumente sind im United States Holocaust Memorial Museum auch digital einsehbar.

Diesen Beitrag und anderes Interessantes finden Sie auch auf der Homepage des Stadtarchivs Detmold

Details
Erstellt: 13. August 2021

November 2021

Sonntag, 7. November, bis Samstag, 13. November 2021

Begegnungswoche mit der (Ur-)Enkel-Generation Felix Fechenbachs

 

Kathie und Balz Wiederkehr, Felix Fechenbachs EnkelDie Woche vom 7. bis 13. November stand für die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V. (GfCJZ in Lippe e.V.) ganz im Zeichen des Besuchs von vier Mitgliedern der Enkel- und Urenkelgeneration Felix Fechenbachs.

Der jüdische Journalist, Sozialist und Schriftsteller Felix Fechenbach lebte seit 1928 in Detmold und arbeitete als Redakteur für die sozialdemokratische Zeitung „Volksblatt“. Mit seinen Glossen unter dem Pseudonym „Nazi-Jüsken“ legte er die Absichten und auch Skandale der NSDAP immer wieder offen und wurde im März 1933 von den Nazis in sogenannte „Schutzhaft“ genommen. Bei seiner Überstellung in das KZ Dachau wurde er im Kleinenberger Wald ermordet. Seine Frau Irma und seine drei Kinder Kurt, Lotti und Hanni konnten rechtzeitig fliehen und überlebten den Holocaust in der Schweiz.

Die aktuelle Einladung folgt einer langen Tradition der Gesellschaft, die bereits seit den 1990er Jahren Begegnungswochen zunächst mit Detmolder Überlebenden des Holocaust und in den letzten Jahren verstärkt mit der zweiten und dritten Generation von Detmolder Jüdinnen und Juden organisiert. Die Gäste können so die Stadt ihrer Vorfahren und die historischen Orte ihrer Familiengeschichte erkunden, die sie bisher nur aus Erzählungen oder alten Fotos kennen. Gleichzeitig wird der Verbundenheit Detmolds mit den Nachkommen Ausdruck verliehen und der christlich-jüdische Dialog in die Gegenwart getragen.

Empfang beim Detmolder Bürgermeister: (v. l.) Ruth, Balz, Kathie Wiederkehr, Joanne Herzberg, Petra Schröder-Heidrich, Barbara Klaus, Micheline Prüter-Müller, Frank HilkerAuf dem Programm der Besuchswoche für Carl Fey (Enkel) und seinen Sohn Erik (Urenkel) sowie für Balz und Kathie Wiederkehr (Enkel) standen unter anderem individuelle Ortserkundungen in Detmold. Dabei wurden die vielfach noch erhaltenen Wohngebäude, Schulen, Geschäfte und auch der jüdische Friedhof miteinbezogen. Die Auseinandersetzung mit Archivalien zur Biografie von Felix Fechenbach und seiner Familie war ebenfalls ein wichtiger Teil der gemeinsamen Erinnerungsarbeit. Am 9. November nahmen die Besucher*innen an den Gedenkfeierlichkeiten zur Reichspogromnacht 1938 in der Lortzingstrasse und beim anschließenden Konzert in der Heilig-Kreuz-Kirche teil. Ein Empfang bei Bürgermeister Frank Hilker im Rathaus stand ebenfalls auf der Agenda sowie eine Einladung der Felix-Fechenbach-Stiftung, deren Vorsitzender Dr. Dennis Maelzer, die Besucher*innen zu einem Abendessen und persönlichen Gespräch eingeladen hatte. Zu den Höhepunkten zählten neben Besuchen des Detmolder Felix-Fechenbach-Berufskollegs, der Felix-Fechenbach-Gesamtschule in Leopoldshöhe und der Einweihung einer Felix Fechebach-Gedenktafel in der Oesterhausstraße eine Diskussion mit der Israel-AG des Detmolder Grabbe-Gymnasiums.

Während des einwöchigen Besuchs wurde vor allem der Frage nachgegangen, welche Erinnerungen an das Leben in Detmold an die nächsten Generationen tradiert wurden und welche Relevanz die Herkunft der Eltern und Großeltern für die Kinder und Enkelkinder hatten und haben. Was wissen die Nachfahren von den Erlebnissen ihrer Familien während des Holocaust, was wurde weitererzählt und was nicht? Abgerundet wurde das Besuchsprogramm mit kulturellen und touristischen Besuchen in Detmold und Umgebung.

„Wir sind sehr beeindruckt, wie in Detmold und Lippe die Erinnerungskultur an unseren Großvater Felix Fechenbach gelebt wird und freuen uns besonders über die Begegnungen mit Menschen, die sich inhaltlich und persönlich so intensiv engagieren,“ lautet das Fazit der Gäste am Ende der Besuchswoche. „Wir bedanken uns für die großzügige Gastfreundschaft und die herzliche Aufnahme!“

(PSH)

Weitere Informationen zu Felix Fechenbach und seiner Familie finden sich hier: Gedenkbuches für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Detmold

Hinweis: Im Büro der Gesellschaft kann ein digitalisierter Videomitschnitt (ca. 30 Min) einer Dokumentation über Felix Fechenbach der WDR Lokalredaktion Bielefeld aus dem Jahre 1991 nach Terminabsprache eingesehen werden.

Details
Erstellt: 29. März 2021

November 2021

Mittwoch, 10. November 2021

Einweihung einer Gedenktafel an Felix-Fechenbach und seine Familie in Detmold

 

Der jüdische Journalist und Sozialist Felix Fechenbach lebte mit seiner Frau Irma und seinen drei Kindern von 1931-1933 in der Detmolder Oesterhausstraße. In Anwesenheit seiner Enkel Kathie und Balz Wiederkehr wurde jetzt eine Gedenktafel auf Initiative der heutigen Eigentümer an dem ehemaligen Wohnhaus der Familie eingeweiht.

Gedenktafel an Felix-Fechenbach und seine Familie in Detmold

 

Balz Wiederkehr und Bärbel SunderbrinkIm Rahmen einer kleinen Feierstunde fasste Detmolds Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink zunächst Fechenbachs beruflichen und politischen Werdegang zusammen und beschrieb warum Fechenbach schon früh zu einer Hassfigur für die Nazis wurde und zu einem der ersten Opfer nach der Machtergreifung 1933. Dr. Dennis Maelzer, Vorsitzender der Felix-Fechenbach-Stiftung und SPD-Landtagsabgeordneter betonte in einem Grußwort seine vorbildliche aufrechte politische Haltung und seine Courage im Widerstand gegen das Naziregime.

Balz WiederkehrBalz Wiederkehr, Sohn von Lotti Fechenbach, setzte sich in einer eindrucksvollen und bewegenden Rede mit seinem Grossvater auseinander und stellte Fragen nach einer passenden Haltung zu dem heutigen Gedenken seiner Grosseltern.

(PSH)

 

  • Hier die Rede von Balz Wiederkehr im Wortlaut

    Am 15 Juli 2021 erreicht mich eine völlig unerwartete Einladung:

     

    Dear members of the Fechenbach familiy!

    Liebe Angehörige der großen Familie Fechenbach!

     

    «...

    Wir, die Familie Henneken, kennen die Geschichte der Fechenbachs und sind sehr

    bewegt von dem Schicksal von Felix und dem Mut und der Stärke von Irma. Deshalb

    möchten wir die Spuren, die die Fechenbachs in diesem Haus hinterlassen haben,

    wieder sichtbar machen und ebenso einen Beitrag zur Erinnerung und zum Gedenken

    an ihr Leben und Schicksal leisten.

    Wir freuen uns daher Ihnen mitteilen zu können, dass wir planen, eine Gedenktafel für

    die Familie Fechenbach vor dem Haus in der Oesterhausstraße 6 in Detmold zu

    errichten.»

     

    Ich bin angeschrieben worden als Enkel von Irma und Felix Fechenbach Epstein. Die

    ‘grosse Familie‘ ist geschrumpft, einzig Hanni als jüngstes Kind lebt noch in den USA, Ihr

    Mann, wie auch die beiden andern Kinder und ihre jeweiligen Partner sind verstorben.

    Alle die sechs Enkel sind gealtert, sind längst älter wie damals Felix Fechenbach

    [28.1.1894 - 7.8.1931] war, als er im erwähnten Haus lebte. Die zwölf Urenkel sind in

    etwa dem Alter vom damals 37-jährigen Mann, der getötet wurde:

     

    «wie es die Staatsanwaltschaft in der Anklageschrift formulierte, 'aus Hass der

    Nationalsozialisten gegen ihn als Juden und politischen Gegner‘.»

     

    Wir Enkel und Urenkel lernten unseren Grossvater und Urgrossvater nie kennen, Was

    wir wissen haben wir aus Büchern erfahren, an Erzählungen habe ich keine

    Erinnerungen.

    Irma Fechenbach ist in unser Leben eingetreten, meine Erlebnisse sind sehr ambivalent.

     

    In welcher Zeit lebt denn die tatsächlich nicht mehr grosse Familie Fechenbach heute?

    Die Kenntnis von Mensch und Zeit in den seither drei Generationen geht verloren.

     

    Was für ein Mensch war Felix Fechenbach, der am 8.10.1929 am Detmolder Volksblatt

    seinen Arbeitsbeginn hatte. Zu selber Zeit noch riet er der Arbeiterjugend, 'sie sollten

    sich einen geistigen Führer wählen und diesem folgen und forderte sie auf, erst einmal

    mitzuarbeiten ehe sie kritisierten’ [nach Hermann Schueler: Auf der Flucht erschossen,

    1981].

     

    Was wissen wir von Felix Fechenbach?

    Was von seiner Familie?

    Seine zweite Ehe mit Irma Epstein, der Krankenschwester.und staatlich geprüften

    Wohlfahrtspflegerin, der Tochter von Rechtsanwalt und Justizrat Dr. Emil Epstein und

    dessen Frau Elsa geb. Hochstädter wurde am 26.9.1926 geschlossen.

     

    In Berlin kamen am 19.5.1927 Kurt und am 16.9.1928 Lotti, in Detmold am 11.1.1931 Hanni

    zur Welt.

    «Er erhoffte sich von einem neuen, frohen Geschlecht die Verwirklichung des

    Sozialismus. Er hat für eine glückliche Menschheit gekämpft und sein Leben hingegeben

    im Glauben an das Gute.»

    [Victor Walther]

     

    © Nachlass/Privatbesitz Lotti Fechenbach, Hanni F. Sherman

    Wer also wohnte im Hause an Oesterhausstraße 6 in Detmold?

    An wen erinnert die Gedenktafel vor dem Hause?

    Wer soll sich davon angesprochen fühlen und welche Impulse

    soll sie setzen?

     

    «Alltag im Exil zu dokumentieren, bedeutet für die Betroffenen,

    auch mit Erinnerungen konfrontiert zu werden, die schmerzlich

    sind, und es braucht Mut, sich diesen emotionalen Anforderungen

    zu stellen.»

    [aus: Ingrid Schäfer - Irma Fechenbach-Fey, 2003]

     

    Filmplakat, Fabian

    Ich sehe in dieser Zeit, als mich die Einladung nach Detmold

    erreicht, den Film 'Fabian oder der Gang vor die Hunde‘ von

    Dominik Graf. Beeindruckt von der Aktualität lese ich darauf Erich

    Kästners Roman - 'Fabian, die Geschichte eines Moralisten',

    Erstausgabe 1931.

    Eben diese Geschichte diente Dominik Graf heute, 90 Jahre

    später, als Vorlage.

     

     

     

    Buchtitel, Fabian

    1933 wurde Kästners Buch als entartet taxiert; Erich Kästner

    selbst war anwesend bei der Verbrennung seiner Bücher: Für die

    Erstausgabe zensurierte der Lektor Kästners Titel, er wurde jetzt

    erst von Graf im Original verwendet 'der Gang vor die Hunde'.

     

    Im Vorwort zur Ausgabe von 1956 schreibt Kästner 25 Jahre

    später:

    «Alte Mächte sind am Werk wiederum standardisierte

    Meinungen durch Massenimpfung zu verbreiten.» —

     

    Welch merkwürdiger Doppelsinn verbindet sich gerade heute mit

    diesem Zitat und welche 'standardisierten Meinungen’ könnten

    denn schon damals gemeint sein?

     

    Buchtitel, Fabian

    Er schreibt von verstaatlichten Geschmacksurteilen und, ich

    zitiere:

    «Noch wissen viele nicht, viele nicht mehr, dass man sich

    Urteile selber bilden kann und sollte. Soweit sie sich darum

    bemühen, wissen sie nicht, wie man’s anfängt.»

     

    Ändern sollten wir uns alle, doch es sollten immer zuerst die

    andern damit beginnen.

     

    In seinem ‘Fabian’ wollte er warnen: «die Sturmzeichen der

    nahenden Krise fehlten nicht, die unheimliche Stille vor dem

    Sturm, die einer epidemischen Lähmung gleichende Trägheit

    der Herzen.»

     

    «Er wollte vor dem Abgrund warnen, dem sich Deutschland und damit Europa

    näherten. Er wollte mit angemessenen, und das konnte in diesem Falle nur bedeuten,

    mit allen Mitteln in letzter Minute Gehör und Besinnung erzwingen.»

     

    Kästner hält seiner Epoche einen Zerrspiegel vor:

    «Der angestammte Platz des Moralisten ist und bleibt der verlorene Posten. Ihn füllt er,

    so gut er kann, aus. Sein Wahlspruch hiess immer und heisst auch jetzt: Dennoch!»

     

    War Felix Fechenbach also ein Moralist?

     

    Daumier Progrès

    Diese Frage beschäftigt mich immer wieder und ich überprüfe

    sie auch an einer weiteren Aussage von Kästner, wie er im

    ‘Fabian’ den Journalismus charakterisiert:

     

    «Was wir hinzudichten ist nicht so schlimm wie das, was wir

    weglassen.»

     

    Was also lassen wir in der Lebensbeschreibung von Felix

    Fechenbach weg?

    Ist er für seine Überzeugung eingetreten mit dem privaten

    Preis, sich und seine Familie damit zu opfern? Wie hat er die

    Verantwortung für Frau und Kinder gewichtet?

    Er ist als Jude, Pazifist und Sozialist verfolgt worden. Praktizierender Jude war er nicht.

     

    Und noch einmal zitiere ich Kästner, er sagt:

    «Wer für die andern da sein will, der muss sich selber fremd bleiben.»

     

    Gilt dies auch für Felix Fechenbach, wie distanziert reflektierte er sein Einstehen für das

    politische Ideal?

     

    Kritik an Entscheidungen meines Grossvaters sind mir fern, gross ist meine

    Bewunderung für dessen Mut.

    Doch in ihrer Würdigung erwähnen sie auch den Mut und die Stärke von Irma

    Fechenbach.

    Wenn wir heute der beiden Menschen gedenken und ihnen eine Tafel widmen, sie am

    Hause anbringen, wo sie zwei Jahre gelebt haben, müssen wir doch ihr Leben während

    dieser Zeit ebenso mutig befragen.

     

    Gedenktafel wozu?

     

    Hermann Schüler charakterisiert Felix Fechenbach's Lebensmotive:

    - sozialer Humanist

    - 'Überzeugungstreue' [S. 190]

    - Pazifist

    - legitimiert, die Herrschaftsverhältnisse umzustürzen

    - widersetzt sich der Rückkehr der alten Kräfte

    - arbeitet mit journalistischen Mitteln

    - oberste Erfordernis ist ihm die Einheit der Arbeiterbewegung

    - wichtig ist eine funktionierende Demokratie

    - Ablehnung des Kommunismus

    - eine eminent politische Begabung

    - überlegene Einsicht in die Entstehung des Nationalsozialismus

    - Nationalsozialismus in Steigbügelhalterrolle für den Kapitalismus

    - erkennt die Unmenschlichkeit der Nazis und wird zugleich eines seiner ersten Opfer

    - Demokratie und Republik sind seine politischen Werte, sogar Sozialismus muss zweitrangig bleiben

    - kannte die Gefahren des Antisemitismus, empfand die jüdische Geschichte seiner unterdrückten Vorfahren

    - die Integration der jüdischen Bevölkerung war ihm selbstverständliche Voraussetzung

    - Charaktereigenschaften:

    - Ehrlichkeit in den persönlichen Beziehungen

    - Hilfsbereitschaft

    - Zartgefühl

    - Milde

    - im politischen Kampf setzte er sich für die Verwirklichung höchster sittlicher Ziele ein

     

    [Ein Leben aus einem Guss, S. 249 - 251]

     

    MUT?

     

    «Wir müssen Freiheit und wenn es sein muss das Leben für diese bürgerliche Republik

    einsetzen. Das ist meine feste Überzeugung. Und nach ihr habe ich gehandelt.»

     

    [im Gefängnis Stadelheim, 1922 ; H.Schüler S. 178]

     

    «Es geht jetzt um den Bestand oder den Untergang des deutschen Volkes. Es fehlt an

    brauchbaren fähigen Leuten, die am Neuaufbau mithelfen. Jeder, der sich dazu fähig

    fühlt, muss seine Kraft zur Verfügung stellen. Versuche doch zu begreifen, welch hohe

    sittliche Idee mich leitet.»

    [Brief Felix Fechenbach an seine Verlobte Martha Czernichowski, 1918; H. Schüler S. 60]

     

    GEDENK - 'TAFEL'

    Wer trifft sich denn an dieser Tafel?

    Wessen Gedenken ist es denn?

    Was verbindet denn die sich hier Getroffenen?

     

    Ich habe die Biografien zu diesem Anlass erneut gelesen von Irma Epstein-Fechenbach

    (Ingrid Schäfer) und Felix Fechenbach (Hermann Schüler).

     

    Welche Themen sind es, die da je einzeln auftauchen, welche, die sie beide verbinden?

    Welche Verantwortungen haben sie geteilt?

    Welche Wertungen haben sie gleich hoch gehalten?

    Welche Bedeutung hatte die Familie, die gemeinsamen Kinder, welche die politische

    Überzeugung?

    Zu was fühlten sie sich verpflichtet?

    Welche Kontinuität war ihnen wichtig?

    Welche Abwägungen hatten sie getroffen? Hatten sie solche Gedanken überhaupt

    erwogen?

     

    Buchtitel, B. Schlink: 20. Juli

    Zu selber Zeit wie Grafs Film erscheint Bernhard Schlinks erstes

    Theaterstück, ein Gedankenspiel zum Tyrannenmord.

    Bernhard Schlink: ’20. Juli. Ein Zeitstück'.

     

    Die fünf Abiturienten und Abiturientinnen haben sich geschworen,

    keine 'kleinen Brötchen zu backen’, im Leben 'muss mehr drin sein

    als Studium und Beruf und Familie‘, es muss etwas geben, 'wofür

    sich lohnt, aufs Ganze zu gehen‘.

    «Wir wollen was bewirken.»

     

    Und wieder taucht ein Fabian auf, der Journalist werden will.

     

    Eingangsfrage:

    Gibt es Verhältnisse, die Gewalt legitimieren?

    Ist es erlaubt, jemanden zu töten, wenn man damit das Leben anderer retten kann?

     

    Umgeschrieben:

    Gibt es Verhältnisse, die es legitimieren, sich Gewalt antun zu lassen?

    Ist es erlaubt, sich töten zu lassen, wenn man damit das Leben anderer retten kann?

     

    «Die Frage ist, ob der Umstand, dass jemand mit dem Leben bezahlt, den Wert dessen

    beweist, wofür er mit dem Leben bezahlt.»

     

    «Es geht beim Opfer des Lebens nicht um einen Beweis, eher um eine Beglaubigung.

    Die Beglaubigung, dass der aufrechte Gang, die moralische Integrität, die menschliche

    Würde wichtiger sind als alles andere.»

     

    «Es geht zuerst um den Verstand, dann um das Gewissen, dann um die Angst. Nur

    wenn der Verstand sagt, dass es sein muss, kann das Gewissen es ertragen und der Mut

    die Angst überwinden.»

     

    Lassen sich Täter und Opfer vertauschen? -> Felix Fechenbach [aufs Ganze zu gehen?]

    «Es geht immer um die Aufgabe und die Person und die richtige Person für die richtige

    Aufgabe.»

     

    Stimmt es, dass «nach ein paar Jahrzehnten Demokratie wieder ein paar autoritäre

    Jahrzehnte dran sind?»

     

    Ist die Forderung heute «aufrichtiger und verbindlicher» zu sein?

    «Nicht nur zuhören und zusehen und reden, sondern sich entscheiden und handeln.»

    «Entscheidungen schaffen Abstand. Zwischen dem Denken und dem Handeln. Wenn

    du entscheidest, ist mit dem Denken Schluss und fängt mit dem Handeln was Neues

    an.»

     

    - Überlassen wir die Veränderungen den andern, den Mächtigen, den Reichen, den

      Gierigen?

    - Leben wir, als hätten die Dinge von selbst Bestand, die Institutionen, das Recht, die

      Freiheit?

    - Es geht doch nicht darum, was gestern versäumt worden ist, sondern was es heute zu

      machen gilt.

    - «Wir müssen doch die Welt machen, in der wir unseren Platz finden können.»

    - Müssen wir stark und böse werden, um nicht mit unserer Feigheit zu leben?

     

    Was wird einmal auf unserer 'Gedenktafel' stehen?

    Mit welchem Lebensmut sind wir den Fragen, die uns das Leben gestellt hat, begegnet?

    Was erwarte ich vom Leben? Und was erwartet das Leben von mir?

    Erfülle ich meine eigenen Erwartungen oder die von anderen?

     

    «Was erwarte ich von meiner Lebenserwartung? »

    « Viktor Frankl - der österreichische Neurologe und Psychiater, der Begründer der

    Logotherapie und Existenzanalyse, der seine Erlebnisse und Erfahrungen in vier

    verschiedenen Konzentrationslagern, darunter Auschwitz, in seinem Buch '... trotzdem

    Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager' schildert - hat das

    Wort ‘Verantwortung’ immer an die Fragen geknüpft, die uns das Leben stellt. Und wir

    geben mit unserem Tun die Antwort darauf, auch mit unserem Lassen. »

    [Eckart von Hirschhausen]

     

    Wir sind aufgefordert diejenigen Fragen an uns zu stellen, deren Antworten in den

    Entscheidungen, die wir treffen, unsere Verantwortung, die wir bereit sind zu

    übernehmen, zeigt.

     

    Mit diesen Fragen an mich und an uns alle bedanke ich mich ganz herzlich für die

    grossherzige Einladung zu dieser 'Besuchswoche’. Keine Begegnungen sind Zufall,

    so verstehe ich dieses Gedenken als mutvolles Aufeinander-Zugehen. Ich freue

    mich Teil davon sein zu dürfen.

     

    Rede von Balz Wiederkehr am 10. 11. 2021 in der Oesterhausstrasse, Detmold

Unterstützt wurde das Projekt von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V., der Felix-Fechenbach-Stiftung und der Stadt Detmold.

Weitere Informationen zu Felix Fechenbach und seiner Familie finden sich hier: Gedenkbuches für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Detmold

Hinweis: Im Büro der Gesellschaft kann ein digitalisierter Videomitschnitt (ca. 30 Min) einer Dokumentation über Felix Fechenbach der WDR Lokalredaktion Bielefeld aus dem Jahre 1991 nach Terminabsprache eingesehen werden.

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Erstellt: 29. März 2021

September 2021

Sonntag, 19. September 2021

Neue Doppelspitzen im Vorstand

Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V. stellt sich neu auf

Die Wahl von neuen Doppelspitzen für den Vorstand stand im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V.: „Wir wollen unsere Arbeit auf mehrere Schultern verteilen und gleichzeitig den Vorstand verjüngen“, so Geschäftsführerin Micheline Prüter-Müller zur Motivation, in Zukunft auf noch mehr Teamarbeit zu setzen.

Nachdem zunächst die Satzung einstimmig geändert wurde, war der Weg frei für die Wahl der neuen Vorstandsvorsitzenden und Geschäftsführerin. So wird in Zukunft Kristina Panchyrz in der Geschäftsführung Micheline Prüter-Müller unterstützen. Petra Hölscher übernimmt Verantwortung und Aufgaben gemeinsam mit der jüdischen Vorsitzenden Joanne Herzberg, Dr. Oliver Arnhold steht ab sofort der evangelischen Vorsitzenden Bettina Hanke-Postma zur Seite und Christine Tellbüscher-Beckfeld engagiert sich als Doppelspitze mit der katholischen Vorsitzenden Barbara Klaus. Den Vorstand komplettieren Schatzmeister Rüdiger Schleysing, Petra Schröder-Heidrich zuständig für die Pressearbeit und Günter Stukenbrok als Kassenprüfer.

Die Freude war groß, sich nach der Corona-bedingten Zwangspause endlich mal wieder mit den Mitgliedern in Präsenz treffen zu können, um einen Rückblick auf die Jahre 2019 und 2020 zu werfen und gleichzeitig den Blick nach vorne zu wenden auf bereits terminierte Veranstaltungen und Projekte im kommenden Herbst und im Jahr 2022. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf der geplanten Besuchswoche im kommenden November. Die Begegnungen mit Menschen aus Lippe zu fördern, die heute in Israel und anderen Ländern leben, zählen zu den besonderen Anliegen der 1988 gegründeten Gesellschaft. Und so werden Anfang November-wenn es die Pandemie zulässt-Schweizer Nachfahren von Felix Fechenbach Detmold besuchen. „Wir freuen uns auf den Austausch mit der „Enkelgeneration“, so Kristina Panchyrz, die gemeinsam mit Dr. Oliver Arnhold die Besuchswoche vorbereitet.

Mehr Informationen zur Arbeit und zu Veranstaltungen der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V. finden Sie unter dem Menuepunkt: Termine

(PSH)

 

Neue und alte Mitglieder des Vorstandes der GfCJZ Lippe: (v. u. nach o., v. l. nach r.)Kristina Panchyrz, Petra Schröder-Heidrich, Bettina Hanke-Postma, Petra Hölscher, Micheline Prüter-Müller, Barbara Klaus, Christine Tellbüscher-Beckfeld, Rüdiger Schleysing, Oliver Arnhold

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Erstellt: 29. März 2021

Juni 2021

Freitag, 11. Juni 2021

Gedenken an den Stolpersteinen für die Familie Herzberg in Detmold

Fred Herzberg zum 100. Geburtstag

Fred Herzberg, am 11. Juni 1921 als Fritz in Detmold geboren, lebte mit Eltern und seiner Schwester Gerda in der Langen Straße 21 und damit in der Nähe zum Schloss, Konzerten im Park und zum Theater.

Heute liegen dort Stolpersteine zum Erinnern und Gedenken für Fred und seine Familie. Seine Eltern, seine Schwester und seine Großmutter überlebten den Holocaust nicht, sie hatten keine Chance dem Völkermord zu entkommen. Fritz verließ im Februar 1939 Deutschland, beschwert mit der uneinlösbaren Aufgabe, nicht nur sich selbst, sondern auch seine Familie zu retten. Am Ende dieser Reise war aus Fritz Fred geworden, und dieser Weg führte ihn nie wieder nach Deutschland und Detmold zurück.

Zu seinem 100. Geburtstag gedachten der Vorstand und Mitglieder der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V. am Platz der im letzten Jahr verlegten Stolpersteine an das Schicksal von Fred Herzberg. Gudrun Mitschke-Buchholz, Detmolder Historikerin und Mitarbeiterin des Stadtarchivs, berichtete in ihrer Rede mit nachdrücklichen Worten vom Lebensweg Freds, der nach seiner Auswanderung im Jahr 1947 in die USA ein neues Leben aufnahm, eine Familie gründete, Vater zweier Kinder wurde und in St. Louis ein anderes, eher europäisch geprägtes Leben führte. Seine Vergangenheit spielte dort keine offen ausgesprochene Rolle, sondern war für ihn selbst und seine Familie zu einem sehr wirkmächtigen Tabu geworden.

„Das Trauma kennt keine Zeit. Und so begleitete Fred der Verlust seiner Familie sein Leben lang“, so Gudrun Mitschke-Buchholz, die 2013 in einem Buch mit dem Titel „Lebenslängliche Reise. Briefe der jüdischen Familie Herzberg 1939-1946“ die Geschichte der Familie erstmals der Öffentlichkeit vorstellte. „100 Jahre. Das ist unvorstellbar. Die Erinnerung an Fred und seine Familie ist ein Teil von uns und von Detmold geworden. Auf der Gedenktafel, im Herzberg-Buch, im Detmolder Gedenkbuch und nun hier durch die Stolpersteine.“ Mit diesen Worten schloss Gudrun Mitschke-Buchholz die kleine Feierstunde ab.

Mehr Informationen zur Familie Herzberg und den Detmolder Opfern des Holocaust stehen unter www.stadtarchiv.detmold.de und www.gedenkbuch-detmold.de.

 

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Erstellt: 29. März 2021

Mai 2021

Samstag, 8. Mai 2021

1700 jüdisches Leben in Deutschland
Beeindruckende Performance an der Gedenkstätte „Alte Synagoge“ in Detmold

 

Mit einem Open-Air-Kunstprojekt setzten jetzt die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Lippe e.V. und die Geschwister-Scholl-Gesamtschule einen beeindruckenden Akzent im Gedenkjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.

Auf diesem Hintergrund wurde bereits im Jahr 2018 gemeinsam mit Schüler*innen (Kunstkurs Jahrgangsstufe 11 unter Leitung von Lehrerin Dorle Timmerhues-Gottschalk) der Geschwister-Scholl-Gesamtschule und der evangelischen Vorsitzenden der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V. Bettina Hanke-Postma, eine Projektidee entwickelt, mit einer Kunstaktion auf das lange jüdische Leben in Detmold und Lippe aufmerksam zu machen.

Das Ergebnis sind acht Stoffbahnen mit deutschen und hebräischen Texten aus den heiligen Schriften der Preisungen bzw. der Psalmen, die zwischen den Säulen an der Gedenkstätte am Platz der Alten Synagoge an der Exterstrasse vorübergehend installiert wurden. Mit Bedacht war für die Performance der 8. Mai gewählt worden, der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus und dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Detmolds stellvertretende Bürgermeisterin Christ-Dore Richter betonte so auch in ihrem Grußwort, wie wichtig für Jugendliche die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte ist, damit sie ihre Zukunft gestalten können.

In Anwesenheit von Schulleiter Christoph Trappe und einiger beteiligter Schüler*innen des Kunstkurses der Geschwister-Scholl-Gesamtschule erläuterte Bettina Hanke-Postma den Weg von der Idee zur Umsetzung: Die Auseinandersetzung mit den Psalmtexten und deren bildliche Umsetzung, aber auch das Annähern an den Ort der Gedenkstätte mit einer persönlichen Begehung. Ihr besonderer Dank galt der Stadt Detmold, deren städtischer Bauhof ganz unkompliziert die Installation der Fahnen realisierte.

Da die augenblicklichen Corona-bedingten Umstände eine längere Ausstellung an der Gedenkstätte nicht ermöglichten, sollen die Fahnen als Wanderausstellung interessierten Schulen und Organisationen zur Verfügung gestellt werden. Ansprechpartnerin ist Bettina Hanke-Postma unter der Mailadresse GfCJZ-Lippe@t-online.de

Die Videodokumentation dieses Events wurde inzwischen fertig gestellt:

Hinweis:

Die Projektpräsentation war als Versammlung mit maximal 30 Teilnehmenden bei der Polizei Lippe angemeldet worden. Die Corona-Abstandsregeln und die Maskenpflicht wurden eingehalten.

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Erstellt: 29. März 2021

Bericht über unser "workcamp" in Birzai 2011 zur Pflege des jüdischen Friedhofes

Bericht über unser "workcamp" in Birzai 2011 zur Pflege des jüdischen Friedhofes

 

Gruppenbild der litauischen und deutschen Projektmitglieder auf dem jüdischen Friedhof in Birzai

Gruppenbild der litauischen und deutschen Projektmitglieder auf dem jüdischen Friedhof in Birzai

 

Vom 22. August bis zum 2. September 2011 haben 17 Mitglieder der Gesellschaft für Christlich - Jüdische Zusammenarbeit und der Lippischen Landeskirche auf dem großen jüdischen Friedhof in Birzai im Norden Litauens zusammen mit Schülern des Birzaier Gymnasiums gearbeitet, um Gräber freizumachen und den vergessenen Friedhof ins Gedächtnis zu rufen.
Warum haben wir das getan?

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Erstellt: 30. Mai 2017

Weiterlesen: Bericht über unser "workcamp" in Birzai 2011 zur Pflege des jüdischen Friedhofes

Bericht über die Litauenreise 2010

Studienfahrt der Gesellschaft für Christlich - Jüdische Zusammenarbeit nach Litauen im Herbst 2010

 

 

Still und nachdenklich kehrten 18 TeilnehmerInnen der" Gesellschaft für Christlich - Jüdische Zusammenarbeit in Lippe" am Donnerstag nach Ostern in ihre Heimatorte zurück. Vor unseren Augen hatten wir noch die Bilder der wunderbaren Städte Vilnius und Riga mit ihrer alten Kultur.

Daneben schieben sich allerdings Bilder des Schreckens.

Es sind Orte wie Paneriai oder das 9. Fort in Kaunas, an denen Tausende von Juden durch deutsche Besatzer und mit der Unterstützung williger einheimischer Helfershelfer erschossen wurden.

In unseren Ohren klingen noch immer die Lebensgeschichten, die Überlebende uns erzählt haben, so z. B. Fania Braucouskaja, eine 88jährige jüdische Partisanin, die uns mit Berichten in jiddischer Sprache durch das ehemalige Vilnaer Ghetto führte. Auch heute hat sie wieder mit antisemitischen Anfeindungen zu kämpfen. Bei einem Besuch in der Deutschen Botschaft erfuhren wir, dass Bundespräsident Horst Köhler sie durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes, wozu er persönlich anreiste, unterstützt.

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Erstellt: 30. Mai 2017

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