Siegmund Katz
geb. 24.11.1896
verst. 13.04.1901
Westseite
Ostseite
Silixen 2012
(2019) Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e. V.
Zur Geschichte des Friedhofes
Zur Geschichte des Friedhofes
Etwa 250 Jahre, vom Ende des 17. Jahrhunderts bis 1942, lebten Juden in Silixen. Die letzten wurden am 28.07.1942 nach Theresienstadt deportiert.
In Silixen erinnert ein Friedhof an die ehemalige jüdische Gemeinde. Er liegt an der Heidelbecker Straße neben dem Haus Nr. 22. Er war ursprünglich Bestandteil der Gemeinheit (gemeinsamer Besitz) „Schürenbusch“, die der Dorfschaft Silixen gehörte. Dieser westlich des Dorfes gelegene Eichenwald diente bis zu seiner Aufteilung 1860 zur Deckung des Holzbedarfs und als Hudefläche für Schweine und Rinder. Häuser durften dort grundsätzlich nicht gebaut werden, aber für eine Mühle, die Abdeckerei des Amtes Varenholz und einige Hausstellen am Ostrand gab es Ausnahmen. Auch der jüdische Friedhof wird mit Genehmigung der Dorfschaft dort angelegt worden zu sein. Schriftliche Unterlagen dazu sind nicht bekannt, allerdings befindet sich im Salbuch für Silixen zur Hausnummer 24 eine Eintragung aus dem Jahre 1864, die den „Judenkirchhof“ erwähnt: „… besitzt Land auf dem Schürenbusch am Judenkirchhofe.“1)
Jüdischer Friedhof Silixen in den Unterlagen zum Urkataster 1880
Der Zugang zum Friedhof erfolgte bis zum Verkauf 1943 von der heutigen Straße „Schiernbusch“ aus. Zunächst diagonal durch das Grundstück des späteren Kolonates Silixen Nr. 89 (heute Schiernbusch 5).
Damit das Haus Nr. 892) im Jahre 1899 errichtet werden konnte, musste der Weg an den östlichen Rand des Grundstückes verlegt werden. Er verlief dann etwa rechtwinklig zur heutigen Straße Schiernbusch zwischen den Häuern Schiernbusch 5 und 4.
Der jüdische Prediger Moritz Rülf beschreibt den Jüdischen Friedhof Silixen in seiner Denkschrift aus den Jahren 1936/37:
„Der Friedhof liegt an einem Abhang. Er ist nur in seinem oberen Teil belegt. Der älteste Stein ist aus dem Jahre 1880. Wo die Gemeinde vorher beerdigt hat, wusste niemand mehr. Auf dem Friedhof sind etwa 16 Steine. Im Großen und Ganzen ist er ganz gut erhalten. Ein Holzstaket umgibt ihn. Vor etwa einem halben Jahre hat der Ortsvorsteher die Gemeinde wissen lassen, dass man beabsichtige, den Friedhof zu schließen, da er für die Vorüberkommenden ein unerfreulicher Anblick sei. Bislang hat sich die Gemeinde mit Erfolg dagegen gewandt. …“3)
Der 398 qm große Friedhof wurde 1943 an einen Anlieger verkauft. Verkäufer war die Bezirksstelle Westfalen der „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“. In dieser Vereinigung, die unter direkter Kontrolle der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), des Sicherheitsdiensts (SD) und des Reichssicherheitshauptamts (RSHA) stand, waren zwangsweise 1939 u. a. alle jüdischen Gemeinden aufgegangen.4) Der Erwerber wurde in dem Kaufvertrag vom 12. April 1943 verpflichtet, den belegten Teil des Friedhofes neu einzuzäunen und zu gestatten, dass die Angehörigen der dort beerdigten Personen sowie Angestellte oder Beauftragte der Verkäuferin die Grabstellen aufsuchen und pflegen konnten.5) Juden gab es zu diesem Zeitpunkt in Silixen nicht mehr und die „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ wurde bereits am 10. Juni 1943 aufgelöst.
Im Staatsanzeiger für das Land Lippe wurde 1944 die Einziehung des Weges zum Jüdischen Friedhof bekannt gegeben.6)
Im Jahre 1950 stellte der Landesverband der Jüdischen Gemeinden Westfalens einen Rückerstattungsantrag zum Friedhof beim Zentralamt für Vermögensverwaltung in Bad Nenndorf, der 1952 zu einem Vergleich zwischen der Jewish Trust Corporation for Germany, einer Treuhänderstelle für jüdisches Vermögen, und dem Eigentümer führte. Danach verpflichtete sich der Eigentümer den belegten Teil als eigene Parzelle neu vermessen zu lassen und zurückzugeben, Den nicht belegten Teil konnte er gegen Zahlung eines Geldbetrages behalten.7)
Jüdischer Friedhof Silixen 2012
1994 wurde der sich nunmehr im Besitz des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe befindende 158 qm große Friedhof in die Denkmalliste der Gemeinde Extertal eingetragen.
Es heißt dazu: „Der jüdische Friedhof Silixen ist mit einer Hecke eingefriedet und besteht aus 19 Grabstätten. Die Grabsteine haben hebräische und deutsche Inschriften, die teilweise verwittert und unleserlich sind. Das älteste Grabmonument stammt aus dem Jahre 1880, die letzte Bestattung fand im Jahre 1929 statt. Der jüdische Friedhof Silixen ist bedeutend für die Gemeinde Extertal, insbesondere für den Ortsteil Silixen, da er die Existenz einer jüdischen Gemeinde dokumentiert. …“8)
Der Friedhof ist heute über einen Zugang von der Heidelbecker Straße aus zu erreichen.
Fußnoten:
1) Landesarchiv NRW, Abt. OWL, L 101 CI Nr.283, Eintragung vom 4. Juni 1864
2) Das Fachwerkhaus Nr.89 mit der Jahreszahl 1847 wurde 1899 an den jetzigen Standort umgesetzt.
3) Zitiert nach Jürgen Hartmann, Die Denkschrift des Detmolder Lehrers und Predigers Moritz Rülf über die Synagogen und Friedhöfe in Lippe 1936/37; in „Roseland Lippe“ Nr. 9 Sept. 2009
4) http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/antisemitismus/reichsvereinigung/index.html
5) Unterlagen des Käufers
6) Staatsanzeiger für das Land Lippe 1944
7) Unterlagen des Eigentümers
8) Bernd Heise/Willi Schirrmacher „Die jüdischen Friedhöfe in Bösingfeld und Silixen“ in „Juden im Extertal“, Panu Derech, Bd. 27, Detmold 2010
Zur Geschichte des Friedhofes
Auf dem Friedhof befinden sich 15 Grabsteine und 4 Grabstätten ohne Grabstein:
Lage der Grabsteine auf dem Jüdischen Friedhof Silixen
Die Grabsteine wurden im Sommer 2012 vom Verfasser fotografisch dokumentiert und die auf ihnen befindlichen Personendaten, soweit lesbar, erfasst.
Grab 1: Siegmund Katz
Grab 1: Siegmund Katz
Siegmund Katz
geb. 24.11.1896
verst. 13.04.1901
Westseite
Ostseite
Grab 1: Siegmund Katz
Grab 2: ?
Grab 2: ?
Westseite
Ostseite
Grab 2: ?
Grab 3: Heinemann Katz
Grab 3: Heinemann Katz
Heinemann Katz
geb. 17.06.1836
verst. 22.07.1896
Westseite
Untere Inschrift:
Still und bescheiden stets im Leben
Seinem Gotte stets treu ergeben
Dort wo die Ruhe winkt den Matten
Weilt er nun in des Höchsten Schatten.
Ostseite
Grab 3: Heinemann Katz
Grab 4: ? Katz
Grab 4: ? Katz
? Katz
geb. ?
verst. ?
Westseite
Ostseite
Grab 4: ? Katz
Grab 5: Salli Katz
Grab 5: Salli Katz
Salli Katz
geb. 05.09.1869
verst. 28.09.1908
Westseite
Untere Inschrift:
Ein edler Mann,
Ein liebevoller Gatte und Vater,
Ein treuer Sohn und Bruder,
In der Blüter der Jahre, in der Fülle der Kraft
Durch plötzlichen Tod uns hinweggenommen
Betrauert und beweint von nah und fern.
Seine Seele weile
im Reiche ewiger Glückseligkeit
Ostseite
Grab 5: Salli Katz
Grab 6: Johanna Katz geb. Herzberg
Grab 6: Johanna Katz geb. Herzberg
Johanna Katz, geb. Herzberg
geb. 21.10.1840
verst. 28.09.1916
Westseite
Ostseite
Untere Inschrift:
Ein Vorbild edlen Sinns und
frommer Sitte, stand waltend
sie in ihres Hauses Mitte. In
Lieb und Treu uns allen stets
verbunden, bewährt in trüben
wie in heiteren Stunden.
Grab 6: Johanna Katz geb. Herzberg
Grab 7: Samuel Katz
Grab 7: Samuel Katz
Samuel Katz
geb. 27.04.1856
verst. 28.03.1921
Westseite
Ostseite
Grab 7: Samuel Katz
Grab 8: unbekannt
Grab 8: unbekannt
Westseite
Namenstafel fehlt!
Ostseite
Grab 8: unbekannt
Grab 9: Fanni Fran Salomon Katz
Grab 9: Fanni Fran Salomon Katz
Fanni Fran Salomon Katz
geb.07.10.1817
verst. 01.03.1880
Westseite
Ostseite
Grab 9: Fanni Fran Salomon Katz
Grab 10: Salomon Katz
Grab 10: Salomon Katz
Salomon Katz
geb. 07.06.1818
verst. 09.07.1889
Westseite
Ostseite
Grab 10: Salomon Katz
Grab 11: Johanna Katz
Grab 11: Johanna Katz
Johanna Katz
geb. 18.01.1851
verst. 13.03.1929
Westseite
Detail Inschrift:
Du befreitest meine Seele vom Tode,
Mein Auge von Tränen,
Meinen Fuß vom Straucheln.
Ps 116,8.
Ostseite
Grab 11: Johanna Katz
Grab 12: Herz Katz u. Hannchen Katz geb. Levi
Grab 12: Herz Katz u. Hannchen Katz geb. Levi
Herz Katz
geb. 10.11.1829
verst. 25.09.1915
Hannchen Katz, geb. Levi
geb. 18.03.1833
verst. 19.12.1914
Westseite
Untere Inschrift:
Selige Ruhe möge ihnen beschieden
sein im Reiche des ewigen Frieden.
Ostseite
Grab 12: Herz Katz u. Hannchen Katz geb. Levi
Grab13: Julius Weinberg
Grab 13: Julius Weinberg
Julius Weinberg
geb. 10.02. ?
verst. 31. ? 1891?
Westseite
Ostseite
Grab 13: Julius Weinberg
Grab 14: Julie Weinberg geb. Silberbach
Grab 14: Julie Weinberg geb. Silberbach
Julie Weinberg, geb. Silberbach
geb. 04.04.1846
verst. 10.04.1918
Westseite
Ostseite
Grab 14: Julie Weinberg geb. Silberbach
Grab 15: Mathilde Meyer geb. Delbanco
Grab 15: Mathilde Meyer geb. Delbanco
Westseite
Ostseite
Grab 15: Mathilde Meyer geb. Delbanco