• Rundbrief 2/2021

    Detmold, den 17. 2. 21

    Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder und Freunde,

    „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“

    so lautet das Oberthema dieses Rundbriefes. Es ist in einer doppelten Bedeutung zu verstehen. Erstens leben im Jahr 2021 Jüdinnen und Juden nachweislich seit 1700 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Dies ist ein festlicher Anlass. Zweitens geben wir Hinweise auf regionale, bedeutsame Ereignisse bzw. Themen im Zusammenhang mit der deutsch-jüdischen Geschichte. 

    Ziel des Festjahres 2021 ist es, jüdisches Leben sichtbar und erlebbar zu machen. Durch das Schaffen von Verständnis und emotionalen Momenten sollen Brücken gebaut, Begegnungen ermöglicht und deutliche Zeichen gegen einen wachsenden Antisemitismus gesetzt werden. Aus diesem Anlass haben sich Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und wichtige Institutionen zusammengeschlossen, um das Ereignis unter der Leitung eines eigens gegründeten Vereins zu begehen. Weitere Informationen gibt es unter www.2021jlid.de.

    Unter dem Namen „#2021JLID – Jüdisches Leben in Deutschland“, werden bundesweit rund tausend Veranstaltungen ausgerichtet. Darunter Konzerte, Ausstellungen, Musik, ein Podcast, Video-Projekte, Theater, Filme … Beispielsweise zeigt das Jüdische Museum Augsburg, das 1985 als erstes selbständiges Jüdisches Museum gegründet wurde, die Sonderausstellung „Schalom*Sisters“. Mehr dazu steht unter www.jmaugsburg.de. Die lebensbejahende, fröhliche Sonderbriefmarke (80 Cent) zum Jubiläumsjahr, trägt den hebräischen Schriftzug „Chai“, der für „Leben“ und „Lebensfreude“ steht.

     

    Sonderbriefmarke 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland

    Die Auftaktveranstaltung „1700 Jahre – Festakt zum jüdischen Leben in Deutschland“ wird am 21. Februar von 16:30 bis 17:30 Uhr im Ersten Programm (ARD) ausgestrahlt. Rund um diese Ausstrahlung sendet das Erste eine Reihe spannender Beiträge.

    Aufmerksam machen möchten wir in diesem Zusammenhang auch auf die Plakatkampagne „#beziehungsweise: jüdisch und christlich – näher als du denkst“. Dabei handelt es sich um monatlich wechselnde Plakate, die jeweils ein jüdisches und christliches Fest oder einen Anlass parallelisieren. Der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit begleitet die Aktion mit einem monatlichen Podcast, aktuell über Purim. Die Kampagne ging ursprünglich von einer ostdeutschen Idee aus, die jedoch schnell in eine bundesweite Aktion mündete und inzwischen sowohl von der DBK als auch der EKD unterstützt wird. Eingebettet in den Verein „1700 Jahre jüdisches Leben“, wird die Kampagne auch durch die Bundesregierung mitgetragen. Auf der Homepage www.juedisch-beziehungsweise-christlich.de finden sich vertiefende Informationen. Unter diesem Link haben wir zusätzlich einen erläuternden Text unserer evangelischen Vorsitzenden Pfarrerin Bettina Hanke-Postma angefügt.

     

    Am 26.01.21, einen Tag vor dem internationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, wurde auf einer Bundespressekonferenz der "Toleranz-Tunnel" vorgestellt. Professor Dr. Matitjahu Kellig, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Herford-Detmold, ist Vorstandsmitglied dieser NGO. Sein sehenswerter Beitrag kann unter www.toleranz-tunnel.de abgerufen werden. Toleranz-Tunnel sollen auf öffentlichen Plätzen gezeigt werden, um an Extrembeispiele gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu erinnern. Als Gegenmittel werden Respekt, Toleranz, Zivilcourage sowie Mitmenschlichkeit propagiert, um zu einem friedlichen Zusammenleben beizutragen. Einen informativen Flyer finden Sie im Anhang.

     

    Zudem möchten wir auf den lesenswerten Aufsatz unseres Mitglieds der Historikerin Gudrun Mitschke-Buchholz hinweisen. Der Aufsatz befasst sich mit den jüdischen Synagogen in Detmold und geht insbesondere auf das Bethaus ein. Er kann abgerufen werden unter www.stadtarchiv.detmold.de/startseite.

     

    Unser Mitglied, der Theologe Dr. Oliver Arnhold, deckt in seinem aktuellen Buch „Entjudung“ von Theologie und Kirche. Das Eisenacher Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben, 1939-1945, Evangelische Verlagsanstalt, 12/2020, die Machenschaften völkischer Christen auf. Die Mitglieder des Instituts versuchten Christentum und Nationalsozialismus zu vereinbaren. Oliver Arnhold prangert dies an: „Es ist christliche Pflicht gegen Antisemitismus vorzugehen. Das Judentum ist die Mutterreligion des Christentums“, so der Autor in der LZ vom 27.1.2021.

     

    Die beiden Journalistinnen Yvonne Glandien und Janet König haben ein sehr beeindruckendes Video zu unserer Ehrenvorsitzenden Karla Raveh erstellt. Der Film hat den Titel „Karla Raveh - die unvergessliche Geschichte einer Holocaust-Überlebenden“. Er ist sehr gut recherchiert und tief berührend. Der Bericht über das Leben von Karla Raveh wird veranschaulicht durch sorgfältig ausgewählte Fotos und Interviews. „Ich war wirklich ein fröhliches, wildes Mädchen, aber dann war das vorbei“, sagte Karla Raveh 2015. Der Film löst schmerzhafte, aber auch hoffnungsvolle Gefühle aus. Der Link zum Video lautet: https://www.youtube.com/watch?v=MkFCxMbrrzU&t=7s.

     

    Die zentrale Veranstaltung des diesjährigen Holocaust-Gedenktages wurde am 27.01.21 von der Detmolder Realschule I gestaltet. Unter dem Thema „Menschlichkeit und Unmenschlichkeit damals und heute", erstellten Schulangehörige ein bemerkenswertes und aufrüttelndes Video. Es beginnt und endet mit der Fragestellung: „Was ist für dich Menschlichkeit?“ Das Themenspektrum wird engagiert und inhaltlich besonders fundiert ausgebreitet. Es ist ein würdevolles, lebendiges und umfassendes Video. Auch Karla Raveh, die eine widerständige Jugend wünschte, wie sie im Interview sagte, und sich für dies Ziel engagiert einsetzte, hätte es sehr gut gefallen. Zu sehen sind Video und Onlineausstellung zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus unter www.realschule1detmold.de.

     

    Mit herzlichen Grüßen im Namen des ganzen Vorstands 

    Barbara Klaus

     

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  • Circular 2/2021

    Detmold, the 17. 2. 21

    Dear ladies and gentlemen, dear members and friends,

    1700 years of Jewish life in Germany

    is the main theme of this newsletter. It is to be understood in a double meaning. First, in the year 2021, Jews have provably been living on the territory of present-day Germany for 1700 years. This is a festive occasion. Secondly, we provide references to regional, significant events or topics in connection with German-Jewish history. 

     

    The goal of the 2021 celebration year is to make Jewish life visible and tangible. By creating understanding and emotional moments, bridges are to be built, encounters made possible and clear signs set against growing anti-Semitism. To mark the occasion, public figures and important institutions have joined forces to celebrate the event under the leadership of a specially founded association. For more information, visitwww.2021jlid.de.

    Under the name "#2021JLID - Jewish Life in Germany", around a thousand events are organized nationwide. These include concerts, exhibitions, music, a podcast, video projects, theater, films ... The Jewish Museum Augsburg,for example, which was founded in 1985 as the first independent Jewish museum, is showing the special exhibition "Shalom*Sisters". More can be found at www.jmaugsburg.de. The life-affirming, cheerful special stamp (80 cents) for the anniversary year, bears the Hebrew lettering "Chai", which stands for "life" and "joie de vivre".

     

    Sonderbriefmarke 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland

    The kick-off event "1700 Years - Celebrating Jewish Life in Germany" will be broadcast on February 21 from 4:30 to 5:30 p.m. on the First Program (ARD). Around this broadcast, the channel broadcasts a series of exciting contributions.

    In this context, we would also like to draw attention to the poster campaign "#beziehungsweise: jüdisch und christlich - näher als du denkst" (#respectively: Jewish and Christian - closer than you think). This involves monthly changing posters, each of which parallels a Jewish and Christian festival or occasion. The German Coordinating Council of the Societies for Christian-Jewish Cooperation accompanies the campaign with a monthly podcast, currently about PurimThe campaign originally started from an East German idea, but quickly developed into a nationwide campaign and is now supported by both the DBK and the EKD. Embedded in the association "1700 Years of Jewish Life," the campaign is also supported by the German government. More detailed information can be found on the homepage www.juedisch-beziehungsweise-christlich.de. Under this link, we have also added an explanatory text by our Protestant chairperson, Pastor Bettina Hanke-Postma.

     

    On 26.01.21, one day before the international day of remembrance for the victims of National Socialism, the "Tolerance Tunnel" was presented at a federal press conference. Professor Dr. Matitjahu Kellig, chairman of the Jewish Community Herford-Detmold, is a board member of this NGO. His contribution, which is well worth seeing, can be viewed at www.toleranz-tunnel.de. Tolerance tunnels are to be displayed in public places as a reminder of extreme examples of group-based hostility toward people. Respect, tolerance, civil courage and humanity are propagated as countermeasures to contribute to peaceful coexistence. You can find an informative flyer in this attachment.

     

    In addition, we would like to refer to the essay worth reading by our member the historian Gudrun Mitschke-Buchholz. The essay deals with the Jewish synagogues in Detmold and especially with the prayer house. It can be downloaded at www.stadtarchiv.detmold.de/startseite.

     

    Our member, theologian Dr. Oliver Arnhold, , reveals in his recent book, "Entjudung" von Theologie und Kirche. The Eisenach Institute for Research and Elimination of Jewish Influence on German Church Life, 1939-1945, Evangelische Verlagsanstalt, 12/2020, exposes the machinations of völkisch Christians. Members of the institute tried to reconcile Christianity and National Socialism. Oliver Arnhold denounces this: "It is Christian duty to act against anti-Semitism. Judaism is the mother religion of Christianity," he says in the LZ of 27.1.2021.

     

    The two journalists Yvonne Glandien and Janet König have created a very impressive video about our honorary chairwoman Karla Raveh. The film has the title „Karla Raveh - die unvergessliche Geschichte einer Holocaust-Überlebenden“ (Karla Raveh - the unforgettable story of a Holocaust survivor). It is very well researched and deeply touching. The account of Karla Raveh's life is illustrated by carefully selected photos and interviews. "I was really a happy, wild girl, but then it was over," Karla Raveh said in 2015. The film elicits painful but also hopeful feelings. The link to the video is: https://www.youtube.com/watch?v=MkFCxMbrrzU&t=7s.

     

    The central event of this year's Holocaust Memorial Day was organized by the Detmold Realschule I on 27.01.21. Under the theme "Humanity and Inhumanity Then and Now", school members created a remarkable and stirring video. It begins and ends with the question, "What is humanity for you?" The range of topics is spread out in an engaging manner and with particularly well-founded content. It is a dignified, lively and comprehensive video. Karla Raveh, who wanted a resistant youth, as she said in the interview, and was committed to this goal, would also have liked it very much. To see the video and online exhibition for the Day of Remembrance of the Victims of National Socialism, go to:  www.realschule1detmold.de.

     

    With best regards on behalf of the entire Board of Directors 

    Barbara Klaus

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